Eine kleine Führung durch die Welt der Elektromusik-Klangerzeuger | Teil 13: Roland erfindet ein "Fantom"

Der Name ROLAND steht in der Musikwelt seit bald vierzig Jahren für innovative elektronische Musikinstrumente, von denen es eine Großzahl zu Kultstatus brachten. Die Online-Musikmagazine "Music Radar" und "Future Music" veröffentlichten 2010 ein Online-Verzeichnis sämtlicher ROLAND Synthesizer, dass man HIER finden oder sich als (riesengroße 80MB) PDF-Datei bzw. Wallpaper-Übersicht herunterladen kann.

Ich finde diese liebevoll erstellte Chronik in Bild und Wort - sozusagen eine ROLAND "All-Star-Galerie" von 1973 bis 2010 - als äußerst informativ und
aufschlussreich und in gewisser Weise als eine Reise in die Vergangenheit, bei der man manches Instrument, das man selbst spielen durfte, neu entdecken kann.

Nach bald fünfzig Neuentwicklungen im Synthesizerbereich seit der Premiere mit dem SH-1000 im Jahre 1973 setzte ROLAND mit seiner ersten großen Workstation vor zehn Jahren (und passend zur Jahrtausendwende) ein "Fantom" in die Welt, dem in den Folgejahren weitere Workstations gleichen Namens folgen sollten. Die erste hieß schlicht und einfach "Fantom" und hatte bereits das silbern schimmernde Aluminiumdesign, das später für alle weitere "Fantom"-Nachfolger typisch wurde (siehe oben ein Foto des "Fantom" FA 76 mit, genau, 76 Tasten Keyboard).

ROLAND verbesserte seine Workstation von Mal zu Mal und so behob man schnell und konsequent das hauptsächliche Manko der ersten "Fantom"-Generation, und zwar, das diese Geräte keine aktive Sampling-Möglichkeit anboten.

Bereits mit der 2003 veröffentlichten Nachfolgeserie "Fantom S" (richtig: "S" steht für Sampler / siehe auf dem Foto rechts den S6 mit 61 Tasten Keyboard) hatte man das Problem gelöst, wenngleich das Abspeichern und Nachladen von langen Samples sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Wenn man etwa einen ganzen Song von 10 Minuten Länge im "Fantom S" abspeichern bzw. von der Speicherkarte hochladen wollte, dann konnte das schon mal bis zu 50 Minuten dauern.

Neu waren bei der "S"-Serie die berührungsempfindlichen Soundpads, denen man jeweils eigene Sounds zuweisen konnte, vor allem aber das wesentlich vergößerte monochromatische grafische Display des "Fantom".

Etwa zur gleichen Zeit veröffentlichte ROLAND mit dem SP-606 einen Groove-Sampler auf Basis der "Fantom S"-Technik und mit den gleichen Soundpads ausgerüstet (siehe Foto links), der ähnlich lange Wartezeiten beim Speichern oder Nachladen generierte, obwohl er schon über CF-Karten als Speichermedium verfügte.

Bereits 2004 setzte ROLAND der "S"-Serie die "Fantom X"-Serie entgegen, nun mit Farbdisplay und wesentlich verbesserten Sampling- wie Speichermöglcihkeiten. Der interne Sequencer stellte eine erhebliche Verbesserung dar, konnte aber (auch weil er nicht Maus-gesteuert war) mit Software-Sequencern nicht mithalten. Im Rahmend er "X"-Serie, die mit 61 Tasten Keyboards (= "X6"), 76-Tasten Keyboards ("X7") und 81-Tasten Keyboards ("X8" / siehe Foto - zum Vergrößern bitte anklicken!) angeboten wurde, gab es zusätzlich noch aufgerüstete Modelle mit "Audio Track Expansion", die die Anzahl der Sequencerspuren verdoppelte, sowie eine (nicht nur beim Display) abgespeckte und deshalb preiswerte Version: den "Fantom Xa" (siehe Foto unten).

Erst vier Jahre später, also 2008, startete ROLAND seine, heute immer noch aktuelle "Fantom G" Workstation-Serie, die ebenfalls wieder mit 61 Tasten Keyboards (= "G6" / Mitte rechts), 76-Tasten Keyboards ("G7" / Mitte links) und 81-Tasten Keyboards ("G8" / siehe Foto ganz unten - zum Vergrößern bitte anklicken!) ausgerüstet wurden und über ein nochmals verbessertes Display und einen konfortablen Sequencer (nun mit Maussteuerung) mit bis zu einer Million Noten (!) verfügte.

Die "G"-Serie (UVP des "G8" von 2011 = 3745,00 Euro) stellte den neuen Maßstab für Workstations dar, waren es/sind es doch Instrumente sowohl für Live-Performances als auch Studio-Produktionen mit vielen neuen Live- und Performance-Features, auf die die "Fantom"-Vorgänger noch verzichten mussten. Das "Wave"-ROM wurde im Vergleich zum Vorgänger Fantom X (auf 256 MB) verdoppelt. Zusätzlich integriert in die interne Klangerzeugung wurde auch eine Auswahl von Sounds der bekannten ROLAND "SRX Expansion"-Boards.

Erweitern konnte/kann man die interne Sound Library der "G"-Serie durch bis zu zwei "ARX Expansion" Boards mit der, von ROLAND neu entwickelten "SuperNatural"-Technologie, wobei die "ARX"-Boards eigenständige Klangmodule mit einer eigenen graphischen Bedienoberfläche und unabhängiger Polyphonie sind.

Die Klangerzeugung des "Fantom G" besitzt u.a. die Betriebsarten "Studio Set" = 16 Multitimbral-Parts für die Anwendung mit dem internen Sequenzer (bis zu 128 Sets pro Projekt) und "Live Set" = 8 Multitimbral-Parts mit Layer- und Split-Einstellungen (bis zu 512 Sets pro Projekt). Bei der Erstellung des Soundbildes kann man nuun bis zu 22 Effekte gleichzeitig anwenden und die einzelnen Klänge auf mehrere Einzelausgänge verteilen.

Eine kleine Führung durch die Welt der Elektromusik-Klangerzeuger | Teil 12: "KRAFTWERK zum Anfassen" - Die Kling Klang Maschine

Für manche KRAFTWERK-Fans überraschend, für andere längst erwartet (denn hin und wieder war schon mal die Rede gewesen von einem, von KRAFTWERK selbst entwickelten Computerprogramm mit den Original-Sounds, das sich zudem selbst steuern kann) kam am 11.3.11 ein neues, offizielles Konsumprodukt der Düsseldorfer Elektronikpioniere um Ralf Hütter auf den internationalen Markt. Kein Musikalbum sondern eine Musikmaschine: die "Kling Klang Machine No. 1".

Nutzen können sie Besitzer eines Apple iPones, iPads oder eines iPod Touch der neueren Generation, was beinhaltet, dass es die KKM im App-Store zu kaufen gibt und das zu einem zivilen Preis von 6,99 Euro. Wer aber glaubt, damit automatisch zum kreativen "Musikant mit Telefon in seiner Hand" zu werden, der dürfte von der "Kling Klang Maschine" ein wenig enttäuscht sein, denn ihre kreative Benutzung setzt schon ein wenig Interesse an Aufbau und Wirkungsweise der Klangerzeugung voraus, wie mir Fritz Hilpert (Foto links) verriet, der die KKM zusammen mit seinem KRAFTWERK-Chef Ralf Hütter und dem amerikanischen Audiokonzeptionalist Norman Fairbanks entwickelte (siehe Nachtrag zu diesem Artikel mit Fotos). Und Fairbanks Liebe zum Tenori-On von Yahama hat die Sequencer-Matrix der "KKM No. 1" wohl auch ihr Aussehen zu verdanken: 16 x 16 Kontrollfelder.

Ich habe die "Kling Klang Maschine Nr. 1" im Sommer erworben und erstmals im November 2011 live zusammen mit meinem iPod Touch 3 eingesetzt. In der Tat ist dies eine intelligente Musikapplikation, welche mehr oder weniger musikalische Klangbilder in Abhängigkeit von Uhrzeit und Weltzeitzone eigenständig zu jeder Sekunde aufs Neue generiert, wobei die Interaktion des Nutzers die stetige Beeinflussng des Klangergebnisses erlaubt. So können immer neue Variationen des jeweiligen Zeitzonenklanges erzeugt werden.

Zur Klangbeeinflussung stehen grundsätzlich einige Klangeffekte aus dem KRAFTWERK-Imperium zur Verfügung, wie Reverb und Echos, und ein Spezialeffekt, der jeweils von der gewählten Zeitzone abhängig ist. Außerdem können Tonhöhe, Geschwindigkeit und Lautstärke des Klangerlebnisses beeinflusst werden. Dies alles geschieht über eine Bedienungsmatrix oder (wahlweise) über eine KRAFTWERK-Computeranimation, bei der man über die Höhen/Längen-Achse eines Bedienungspunktes zumindest Tonhöhe und Geschwindigkeit des Klangablaufs beeinflussen kann.

Dies alles ist, wenn man sich nicht die Zeit und Muße nimmt, die "Kling Klang Machine" zu erkunden, ziemlich willkürlich und doch bietet einem die KKM einige durchaus kreative Möglichkeiten zur planmäßigen musikaischen Arbeit. So sogt eine weitere Matrix in der Art eines mehrspurigen 16-Step-Sequencers für viel Freunde. zwar kann man den Zufallsgenerator "auto"-matisch arbeiten lassen, doch lässt sich dieser auch abschalten und/oder in den "loop"-Modus bringen. Nun gilt es nur noch die Zeitzone auszuwählen, die einem eine planmäßige Progammierung anbietet.

Als Beispiel seien hier meine, "Schrittmacher"-Sound getaufte, rhytmische Klangkreation genannt (siehe Foto rechts), erstellt für die "6 Uhr"-Zone mit einem Klangbild, das man von KRAFTWERKS "Elektro Kardiogramm" her kennt, oder die 13 Uhr Zone, bei der Norman Fairbanks eine Hommage an Brian Eno gewählt hat. Mit ein wenig Arbeit bekommt man so viele beeindruckende Musikergebnisse zustande, die man durchaus im Livespiel verwenden kann. Wer es experimenteller mag, dem seien die "20 Uhr"-Zone empfohlen mit Telefon-Sounds oder die "Eventide"-Zone, nur eine Stunde später, die einem wunderbarste Extrem-Harmonizing Sounds zur Verfügung stellt.

Einziger Nachteil der Arbeit mit KRAFTWERKS "Kling Klang Machine": diese App verbraucht (im Vergleich mit anderen Apps) relativ viel Strom des jeweiligen Apple-Akkus und das sollte man beachten, bevor man auf Reisen mit der KKM spielt. Schon nach weniger als zwei Stunden kann dann nämlich Schluss sein mit einem der innovativsten Musikerlebnisse, die einem Apple Produkte bieten können.


NACHTRAG:

Norman Fairbanks wurde zu einer Zeit geboren, als Menschen begannen, große und schwere Synthesizer zu nutzen, um Klänge und Lärm zu erzeugen. Nach vielen Jahren, in der er sich ausschließlich für klassische Musik interessierte, begann Norman Fairbanks auch dafür zu interessieren, wie man (ähnlich den Methoden, die Pierre Schaffer Jahre zuvor bereits angewandt hatte) Klangbilder durch gezielte Kombinationen von Sprache, Ton und Störgeräusch-Elementen umgestalten kann. Seine Arbeit "One America Second" zeigt Fairbeanks Experiente in beeindruckender Weise.

Heute arbeitet Norman Fairbanks als Audio-Konzept-Künstler an dem Ziel, aus dem riesigen Panoptikum der modernen Medien Audio-Artefakte auszuwählen oder spezifische erzeugte elektro-akustische Geräuschelemente zu entwickeln. Entsprechende Ergebnisse seiner Arbeit wurden in das Soundspektrum der "Kling Klang Machine" integriert.

Fairbanks drückt das so aus: "Das Konzept der modernen Medien hat sich zu einem schicken, aber sehr intransparenten Arboretum entwickelt, das allein dem Ziel verpflichtet ist, unser Gehirn in jedem einzelnen Moment zu manipulieren. Aber es gibt auch immer noch die wahre Freude in einem Strom von vorgefertigten Informationen zu entdecken, wenn man es versteht, sich auf bestimmte Audio-Experimente einzulassen um schließlich neue Kunstformen zu finden."

Norman Fairbanks ist übrigens bekennender "Tenori-On"-Fan (siehe Foto rechts) und hat mit "7 Days Microsleep" das erste Album veröffentlicht, das komplett mit dem viereckigen YAMAHA Synthesizer eingespielt wurde.

Zu Besuch bei Rainer Sauer: Das Arbeitszimmer mit dem A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Studio im September 2011 (Teil 2 von 2 Teilen)

Von Peter Schupp (Text) und Tom Behrend (Fotos) © Elektromusik.org 2011

m zweiten Teil des Berichtes über Rainer Sauers A-U-T-O-B-A-H-N Arbeitszimmer dokumentieren wir den hinteren Bereich mit Sauers Schreibtisch, zwei Großrechnern mit den Aufnahmemedien und dem "Twin Tower # II". Auf den exklusiven Fotos sieht man auch weitere Synthesizer und Keyboards aus seiner Sammlung, darunter einen Roland JP-800, eine Doepfer LKM und ein EMU Longboard.

Wieder sieht man auf den Fotos, wie viele Geräte, Klangerzeuger und Elektromusikinstrumente in diesem Arbeitszimmer untergebracht sind. Teilweise stehen sie im Hintergrund griffbereit um schnell eingesetzt werden zu können, wie das Longboard oder das LMK. Teilweise sind sie aber auch nur dekorativ aufgebaut, wie etwa Sauers "LunchBox"-Synthesizer (= sein Nachbau eines MOOG Moduls aus dem Jahre 1976).

Oben auf dem "Tower # II" sieht man auch seinen KRP-1 Phaser von MODE MACHINES mit der Seriennummer 0008 - im großen Übersichtsbild oben kann man auch zwei weitere Details erkennen bzw. erahnen: die Brian Eno Biografie "A Year With Swollen Appendices" (= auf dem Kopf stehend) und eine seltene Sampling CD mit Original-Sounds von Klaus Schulze, von denen Sauer gleich mehrere besitzt. (= zum Vergrößern bitte auf das jeweilige Foto klicken; dann rechter Mausklick und "Grafik anzeigen" wählen!)

Es fällt auf, wie viele ZOOM Studios 1201 Sound-Module Sauer hat; alleine im "Twin Tower # II" sind vier Stück verbaut. Auf dem Schreibtisch sieht man zwei Factory-Keyboards von ARTURIA, eines, das die MOOG Modular Software steuert und eines für die ARP 2600 Software bzw. die CS-80V Software.

Ein Extra-Soundmischpult hat Rainer Sauer in seinem Arbeitszimmer nicht, das heißt: alle Geräte (bzw. die Sub-Mixer-Ausgänge) und die Software-Synthis gehen direkt über ein Creamware-Interface in die Rechner. Neben zwei REVOX A77 Maschinen (= eine Halbspur Mastermaschine mit 38 cm/Sek. und eine Viertelspur Machine mit 19 cm/Sek. zum Abspielen alter Masteraufnahmen oder Livemitschnitte) gibt es im Arbeitszimmer noch einen SONY MiniDisc 4-Spur-Recorder und seinen "historischen" YAMAHANA MT-44 4-Spur-Recorder zum Abspielen / Einspielen alter Mehrspuraufnahme-Cassetten und -MiniDiscs.

Wir möchten Rainer Sauer an dieser Stelle nochmals für seine Großzügigkeit und sein Entgegenkommen danken, uns das alles ansehen zu dürfen und die Fotos machen zu können. Den ersten Teil unseres Berichtes findet man HIER.

Eine kleine Führung durch die Welt der Elektromusik-Klangerzeuger | Teil 11: "We Are Producers" - Analoge und digitale YAMAHA und SONY Multitracker

ANALOGES EQUIPMENT der 1980er Jahre: Für die "Sounds vom Synthesizer" machte ich 1985 eine Mini-Radioserie unter dem Titel "We Are Producers". Da hatte ich schon meine Erfahrungen mit Enberhard Panne im Tonstudio Panne & Paulsen gemacht, als eigener Produzent (u. a. mit der Gruppe "Rentryd") und natürlich mit meinen eigene Projekten, die ich immer selbst produzier hatte. Hinzu kam das, was mit Musiker über das Produzieren erzählt hatten.

Im eigenen "Edge-Of-The-Hedge" Studio in Frankfurt-Fechenheim gab es bereits eine Revox A 77 2-Spur Mastermaschine mit 38cm/Sek., einen TEAK 4-Spur Recorder und diverse Bandmaschinen und Tapedecks. Zu diesen Geräten kam im Sommer 1983 das neue YAMAHA Personal Studio Multitracker System (die exakte Gerätebezeichnung lautete: YAMAHA Personal Studio System: MT44 Multi Track Cassette Recorder + MM30 Portable Mixer + RB30 Rack + PB44 Patchbay). Das Ganze strahlte einen grau/silber an und wurde für einige Jahre mein ganz persönliches Homestudio in meiner Wohnung über dem Studio, wenn ich nicht in das EOTH gehen konnte oder wollte.

Das YAMAHA System spielte auch eine große Rolle in meiner "producers"-Radioserie, denn die Aufnahmequalität war für ein so bescheidenes Multitrack-Instrumentarium bei nur 4,75cm/Sek. (inkl. Pitchveränderung um +/- 10%) erstaunlich gut.

Technisch gesehen bestand dieses Sytem aus einem 4-Spur CompactCassetten Aufnahmegerät mit Bandzählwerk, variabler Geschwindigkeit und Dolby B oder Dolby C (= Rauschunterdrückung: 63 bzw. 67 dB), einem 4-Kanal Mischpult mit eingebautem Federhallgerät und 7-Band-Equalizer (grafisch)
und das alles eingefasst in einer schicken Rack-Unit, bestehend aus der RB30 Pulthülle, einer Patchbay für Mono-Klinkenkabel und Chinch-Kabel (PB44) sowie der Aufbewahrungsbox für diverse CompactCassetten.

Mit seinen Maßen (Breite = 52,5 cm / Höhe = 19,5 cm / Tiefe = 52 cm) war das ganze Rack wirklich kompakt und auf Reisen konnte man das MM30 Mischpult sogar auf den MT44 stellen und so die wichtigsten Aufnahmefunktionen direkt steuern.

Alle vier Kanäle konnten gleichzeitg aufzeichnen und waren als LED-Display am Mt44 ausgeführt. Ein Reset-Schalter stoppte auf der "000" im Bandwählwerk und die Steuerung des MT44 erfolgte entweder durch die Kontakttasten an der Vorderseite, die den Motor starteten und den Tonkopf gleichzeitig servomechanisch nach oben schoben ("Feather Touch, Full Logic Control"), oder mit der optionalen Fernbedienung RC10.

Digitales Equipment der 1980er Jahre: Für die Produktion des Gavand Art Albums "Run" von November 1986 bis März 1987 setzte ich erstmals einen Sony DAV EV-S700 Video8 Recorder mit Multi PCM Aufzeichnungsmöglichkeit ein, den mir Kosta Kostis geliehen hatte (im unteren Foto oben und im Detail in der Mitte). Mit ihm zeichnete ich auch sämtliche Direktabnahmen des Saalmischpults der "White Waves 86" auf, so wie sie aus dem Gieger Akustik Mixer auf die Boxen geschaltet wurden. Die Saalakustik der "WW'86" wurde allerdings konventionell mitgeschnitten und später über die Mixer-Aufnahmen gemischt.

Sony hatte Mitte der 1980er Jahre verschiedene DAV Video8 Recorder (DAV = Digital Audio & Video) auf den Markt gebracht, die entweder als Bildaufzeichnungsgeräte verwendet werden konnte oder in der Lage waren im, von Sony "Multi Audio PCM" bezeichneten 6-Spur HiFi-Stereo Tonaufzeichnungsverfahren, auf einer winzigen Video8 Cassette bis zu 24 Stunden in bester HiFi Stereo Qualität aufzuzeichnen.

Mit der Entwicklung des polarisierten Stereo Tons auf parallelen Spuren einer normalen Video8 Cassette, konnte man den aus dem Profibereich stammenden PCM Ton nun auch auf wesentlich preiswerteren Geräten anbieten. Das Verfahren war aber wohl zu gut für den damals expandierenden Markt der Tonaufzeichnungsgeräte, denn Sony ersetzte das 6-Spur-Multi Audio PCM System schnell durch ein 1-spuriges PCM System, wodurch man als Nebeneffekt plötzlich sechs mal so viele Video8 Cassetten für den gleichen Zweck verkaufen konnte. Gar nicht kundenfreundlich änderte Sony zugleich den Standard für das Index-System zum Markieren und Auffinden der maximal 99 auf das Video8 Tape geschriebenen Markierungspunkte, wodurch in der Folge die Kompatibilität zwischen dem alten System der ersten Serie und den Nachfolgegeräten nicht mehr gegeben war.

Zum besseren Verständnis sollte man erwähnen, dass Sony als Erfinder des PCM Verfahrens für Tonstudios (Eberhard Panne hatte eines der ersten digitalen PulseCodeModulationsgeräte und war damit hochzufrieden, wenngleich er immer die Fehler beim digitalen Schnitt bemängelte) mit Recordern wie dem EV-S700 oder dem EV-S650 (den ich mir 1989 anschaffte und der damals knapp 4.000 DM kostete / im Foto unten und rechts im Detail) sich hier Konkurrenz im eigenen Hause gemacht hatte und der Absatz der teuren Profi-PCM-Geräte merklich zurück ging. Denn wie schon erwähnt war das Klangergebnis der Geräte der ersten Serie durchaus marktreif; dies vor allem angesichts des 1986/87 im Homevideorecorderbereichs üblichen Mono-Tons.

Meinen Sony EV-S650 habe ich heute noch, auch die Cassetten meiner damaligen Produktionen sowie der "White Waves '86". Aus eigener Erfahrung kann ich allerdings sagen, dass die beinahe fünfundzwanzg Jahre alten DAV Recorder, wenn sie lange Zeit nicht gewartet wurden oder ungenutzt blieben, wohl heute, aufgrund mechanischer Probleme mit dem Cassettenschubfach oder der Bandzuführung zum Videokopf, kaum noch einwandfrei funtionieren dürften.

Zum Glück gibt es aber verschiedene Firmen, die sich auf die Reparatur oder Wiederherstellung der Funktionen von DAV Recordern spezialisiert haben; für Deutschland sei hier Frank Hirsinger besonders erwähnt.

ABSEITS DER INTERVIEWS (gibt es Antworten auf bedeutsame Fragen) TEIL 1 = "Weshalb haben Sie manche Musikinstrumente doppelt?"

Vor vielen Jahren sah ich ein Interview mit Björn Ulvaeus, dem Keyboarder und Musikproduzenten von ABBA und der sagte, dass der ABBA-Sound auf einer Dopplung aller aufgenommenen Instrumente basiert, also darauf, dass alle Instrumente mindestens zwei Mal das Gleiche spielen um einen besonders vollen und druckvollen Klang zu kreieren. Bei Elektronischen Klangerzeugern, vornehmlich Synthesizern, kann es - aufgrund der mathematisch genauen Schwingungen des Audiosignals - bei Dopplungen zu Phasenauslöschungen kommen, hier entsteht eine nicht synchrone Schwebung und deshalb habe ich von einigen meiner Klangerzeuger zwei Exemplare auf der Bühne dabei.

Das gilt insbesondere für den Roland Expander U-110, den Yamaha FB-01 und den Emulator 64. Hier ist der beabsichtigte Effekt der gleiche wie bei ABBA. Ich habe es probiert mit ein und dem selben Instrument und zwei, zeitlich kurz hintereinander geschalteteten Impulsen. Aber mit diesen kurzen Intervallen funktionierte es nicht. Immer kam dabei eine Art von "kaltem Phasing" heraus, die nicht so war. wie ich das klanglich wollte.

Erst die Vorgehensweise, den gleichen Impuls auf zwei gleiche Instrumente zu geben, führt zum Erfolg, dem "warmen Phasing". Ichmuss gestehen, dass ich da ein geschultes Ohr habe und ja schon als 14- oder 15-jähriger mit meinen Grundig Tonbandgeräten variables Bandphasing ausprobiert hatte und so ganz genau hören kann, ob etwas so klingt, wie ich es mir wünsche.

Zwei Instrumente der gleichen Art auf der Bühne zu haben ist also keine Verschwendung sondern, wenn diese Instrumente leicht gegeneinander verstimmt sind, wie die Oszillatoren eines Synthesizers, oder wenn sie leicht zeitversetzt auf einen Impuls reagieren, das ist beim FB01 zum Beispiel durch minimales Portamento möglich, entsteht diese Schwebung.

Bei Aufnahmen von Saundlab, nehmen wir einmal "Americans Are back In Space", kann man das bei den Chorpassagen sehr gut hören. Das sind zwei Roland U-110, leicht gegeneinader verstimmt und verzögert. Die waren damals schon recht teuer und ich habe mir das seinerzeit zwei Mal überlegt, ob ich das Geld für eine doppelte Anschaffung ausgeben soll. Aber das Ergebnis ist es wert...finde ich jedenfalls.

Natürlich kann man darüber streiten, ob das überhaupt ein Mensch hört. Aber es passiert hin und wieder schon mal, dass ich nach einem Konzert gerade auf diese Klangeffekte angesprochen werde und dann freue ich mich, dass doch nicht alles vergebens war und andere Menschen diese Dinge genauso hören können wie ich.

Es gibt aber auch Geräte, die ich deshalb doppelt habe (bzw. hatte), damit immer wenigstens ein Instrument zur Verfügung steht, wenn es gebraucht wird. Dazu gehört zum Beispiel der Kurzweil K1000 und der Roland S-10 Sampler (siehe Foto oben). Da ich heute diese beiden Geräte im Vergleich zu früher aber eher selten nutze, hat sich das "Problem" durch Verkauf der doppelten Geräte auf einfache Weise gelöst.

Bei den beiden Yamaka EMX 5000-12 Mischpulten verhält es sich jedoch ganz anders. Um einen völlig ausgewogenen Bühnen-Quadround-Klang erzeugen uz können, waren zwei idemtische Powermischer notwendig (die im Übrigen - wenn nötig - zusammen 2000 Watt Leitung bringen können). Die internen Pre-Effektmöglichketen jedes der Mischpulte bilden zusammen mit den vier zugeschalteten Effektgeräten (= Mixer 1: Alesis AirFX und ModeMachines KRP-1 Phaser / Mixer 2: AKAI Headrush Loop Delay und Electro Harmonix 256V Vocoder) das unvergleichliche Raumklangerlebnis der A-U-T-O-B-A-H-N Konzerte. Ich hatte da zuvor vieles ausprobiert und bin am Ende bei diesen beiden Mischpulten geblieben, da diese die optimale Lösung für das von mir gewüschte Live-Klangbild darstellen.

Rainer Sauer (im Herbst 2011)

Das lange A-U-T-O-B-A-H-N Interview mit Rainer Sauer | Teil 4: "Nichts Geringeres als der Urknall" oder: Ein Elektromusiker muss nun mal verrückt sein

Das Interview führte Tim Schwarz für "Elektromusik Online". FORTSETZUNG VON TEIL 3:

EMO: Und sagen Sie oder schreiben Sie da immer die Wahrheit?

Sauer: Was ist schon die Wahrheit? Ich vermische in meinem Blog meine Erfahrungen mit allgemeinen Informationen. Und in der Regel denke ich schon, dass ich zu den Dingen stehen kann, die ich veröffentliche. Wenn ich zum Bespiel sage, der YAMAHA CS1x kann mit dem Roland JD-800 verglichen werden, dann ist das eine prinzipielle Aussage. Natürlich klingt jedes Gerät objektiv anders, lässt sich unterschiedlich leicht bedienen uns so weiter. Ich sage damit nicht, oder: ich rate dami niemandem der sich für knapp 1.000,-- Euro einen gebrauchten JD-800 kaufen will, dass er sich für das gleiche Geld einen CS1x kaufen kann oder soll. Das gäbe große Enttäuschungen. Ich sage auch nicht: kauft alle den Blofeld von WALDORF, denn der ist genau so "gut" wie die besten WALDORF-Produkte. Wenn dem so wäre, würde WALDORF seine Kunden über den Tisch ziehen, wenn sie zum Beispiel für den Q knapp 3.000,-- Euro verlangen, für ein Blofeld-Keyboard aber nur 700,--. Und doch vereint der Blofeld das ganze Wissen, die ganze WALDORF-Technologie in sich und kreiert geniale Sounds. Also: Was ist hier die "Wahrheit"?

EMO: Was macht einen guten Elektromusiker aus? Was sind für Sie die Kriterien?

Sauer: Ein guter Elektromusiker muss verrückt sein und ist es wohl auch, jeder auf seine Art. Warum er verrückt sein muss? Ganz klar: Er macht nichts Geringeres, als den Urknall in Töne zu fassen, ihn sozusagen zu zähmen. Elektrizität ist eine Form des Urknalls. Den versucht man zu beherrschen und in Bahnen zu lenken, damit das Publikum etwas Kreatives davon hat. Die Menschen sollen sich nichts davon erzählen lassen, dass Wissenschaftler an der Erforschung des Urknalls arbeiten. Sie sollen in ein Konzert mit Elektromusik gehen, da erleben sie das Live.

EMO: Wie verrückt sind Sie?

Sauer: Zuerst einmal bin ich ein Elektronik-Junkie. Was ich mir schon alles in dieser Richtung gekauft habe, ausprobiert und getestet habe, das kann ich hier gar nicht erzählen, das würde niemand glauben. So etwas kostet Geld und geht erstens nur mit einem begrenzten finanziellen Budget, das man sich dadurch erhält, dass man die Sachen, die sich als nicht "lebensnotwendig" herausstellen, schnell wieder weiterverkauft. So habe ich über die Jahre nur das behalten, was für mich und meine Musik sinnvoll und praktikabel ist, selbst wenn man es nicht lebensnotwendig braucht. Nehmen wir mal den "Elektronischen Hindu" ... obwohl das eine politisch nicht korrekte Bezeichnung ist, denn in Indien spielen fürwahr nicht nur Hindus die Tabla. Ich hatte von dem Ding erzählt bekommen und wollte das mal ausprobieren: einen indischen Drumcomputer mit Tabla Sounds.

Dann kam es an, "directly" from Jaipur", ich packte es aus, schloss es an einen Verstärker an und es war einfach genial. Ganz anders als bei einem Band, konnte man hier live und direkt die einzelnen Phrasen bearbeiten, Tonhöhe und Geschwindigkeit anpassen. Ich habe das dann auch schon mal live eingesetzt und heute ist das, obwohl nur eine Nebeneffekt, für viele Fans gar nicht mehr wegzudenken. Ohne diese Mentalität des stetigen Ausprobierens wäre das niemals entstanden.

Ein ganz anderes Beispiel meiner Verrücktheit ist, dass ich meine Geräte hin und wieder in einem Synthesizer-Fachgeschäft pflegen und nachschauen lasse, also wir reden hier wirklich über alle Synthesizer, Klangmaschinen und so weiter, damit sie immer in gut funktionierendem Zustand sind.
Ich habe so rund 150 dieser Geräte und das Hegen und Pflegen kostet eine Menge Geld. Es ist auch meiner Sicht aber notwendig und Firmen wie Touched-By-Sound kümmern sich wirklich rührend um meine Sachen. Da kann man sich als unabhängiger Beobachter schon einmal fragen, was man mit dem Geld alles hätte machen können. Aber ich kann mich mit allen technischen Problemen schnell und effizient an TBS wenden. Manchmal reicht schon eine Mail meinerseits, nebst angehängtem Soundfile um das Problem zu erklären, und Mike Thorpe (Anm.: der Chef von "Mode Machines" und "TBS" / siehe Foto links) schreibt mir auf seinem iPad 'ne E-Mail aus New York, wie es weitergehen soll. Und ein Satz wie "Wir kalibrieren das", der beruhigt schon ungemein.

EMO: Wie sieht Ihre Verrücktheit live aus, wenn Sie, wie Sie sagen, "den Urknall zähmen"? Vom "Elektronischen Hindu" hatten Sie ja eben schon erzählt.

Sauer: Andere halten sich da schon einiges vom Leib von dem, was ich live mache. Oder ziehen sich einen passablen musikalischen Anzug an. Ich nehme die Gelegenheit des Livespielens beim Schopf und rückte ihr mit stetiger Neugier, Gestaltungswillen und forschendem Verstand näher, bis die Livesituation einen Spaltbreit Einzigartigkeit preisgibt, an dem ich herumzerren, -träumen, -phantasieren kann. Um zum Kern der Idee und des Klanges vorzustoßen. Ich gebe immer alles, also auch meine ganze Keyboard- und Expanderburg ... besser gesagt: die halbe, denn auf mein Bühnenequipment kommt in etwa noch einmal die gleiche Menge an Geräten, die im Saalbahnhof verbleiben. Und viele Sachen habe ich dazu auch noch doppelt. Für die doppelte Freude.

EMO: Weshalb haben Sie verschiedene Musikinstrumente auf der Bühne doppelt? - Das ist übrigens eine Frage, die von Fans gestellt wurde.

Sauer: Das ist ganz einfach zu beantworten, ich würde das aber lieber einmal getrennt von diesem Interview machen. Andere Fragen auch, die Fans hin und wieder stellen. Das würde, denke ich, hier den Rahmen des heutigen Interviews wirklich sprengen.

EMO: Aber es stimmt doch, dass Sie Ihre Auftritte in zwei separate Abschnitte teilen, einmal haben Sie hierzu "Akte" gesagt, wie in einer Oper...

Sauer: ...oder einem Film. Zum Beispiel "Kill Bill Vol. 1" und "Klill Bill Vol. 2"...

EMO: ...das hat doch bestimmt einen Hintergrund.

Sauer: Natürlich. Ich habe ja immer auch viele neue Gäste im Publikum und die gilt es zu erobern. Der erste Teil des Auftritts dient dazu, Klänge, Melodien, Figuren einzuführen. Im zweiten Teil kennt der Zuhörer dann schon die, ich nenne sie jetzt mal ganz unbescheiden, "Protagonisten" meiner Musik und ich brauche da nicht mehr viel zu erklären...

EMO: ...was bei Ihnen ja die Beamer-Präsentation übernimmt...

Sauer: ...ganz genau. Jedenfalls kann man sich im zweiten Teil des Konzertes auf die Dinge einlassen, die da auf einen als Zuhörer zukommen und spüren, wie sich ein Puzzle langsam zusammensetzt. Im ersten Teil ist man naturgemäß viel aufgeregter und erkundet die Dinge erst einmal.

[...to be continued...]

Die A-U-T-O-B-A-H-N Klangbilder Edition - Teil 1 -

Hier und jetzt kann man exklusiv einen Teil des A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Musikarchivs hören. Präsentiert wird es von Rainer Sauer im Rahmen seiner Initiative www.originalaufnahmen.de. Es sind dies unveröffentliche Songs oder Songfragmente, Elektromusik-Demos aus den 1990ern, Originalstatements und Interviews (teilweise bis 1977 zurückgehend), die nicht unbedingt etwas mit dem aktuellen Liveprogramm des A-U-T-O-B-A-H-N Projektes zu tun haben.

HIER IST DIE "KLANGBILDER EDITION - TEIL 1"

Alles wird präsentiert von Musicserv.Org und Streampad ist GEMA-frei aber trotzdem gut! Einzige Einschränkung dabei: Die Einspielungen sind gekürzt und mit dem "Newgale"-Fader vermischt, jeweils zu Anfang oder am Ende eines Takes. Mitglieder der "A-U-T-O-B-A-H-N Lounge" können übrigens die Takes in voller Länge und ohne den Fader anhören; mehr darüber erfährst du unter www.lounge-music.co.uk.

Um die Klangbilder zu starten, direkt auf den Track oder auf die Streampad-Leiste am unteren Rand des Bildschirms klicken.

Rechtlicher Hinweis: Bei den zu hörenden Takes handelt es sich um unveröffentlichte GEMA-freie Musik, präsentiert von der Musicserv Org, Midtown Build. Walwyn Sq., Charlestown/St. Kitts & Nevis in Zusammenarbeit mit Streampad AOL.

Es folgen Angaben zu den fünf Titeln der "A-U-T-O-B-A-H-N Klangbilder Edition - Teil 1"

Klangbild # 01: "Elektromusik" ... eine relativ neue Aufnahme aus dem Jahre 2011 (hauptsächlich erstellt mit der "Synth-Werk"/"Kraftworker"-Software der Fa. YellowTools/BestService (= Magix). MIDI-Sequencer: Dell Vostro Notebook mit Cubase Software / Tonaufnahme: JenaFarm A-U-T-O-B-A-H-N Studio Jena)

Klangbild # 02: "Orion" ... aus Rainer Sauers "SAUNDLAB"-Arä zwischen 1991 und 1994
(hauptsächliche Klangerzeuger: Kurzweil 250, Roland U-110, Yamaha FB-01 DoubleSynthesizer, Roland SH-101, Yamaha VSS-30, Simmons SDS 7, Korg DDD-1 / MIDI-Sequencer: Commodore 128 mit Steinberg Pro 16 und SFX Soundsampler / Tonaufnahme: M.A.R.S.-Station Jena)


Klangbild # 03: "(Americans are) Back In Space" ... ausRainer Sauers "SAUNDLAB" Arä zwischen 1991 und 1994
(hauptsächliche Klangerzeuger: Kurzweil 250, Yamaha FB-01 DoubleSynthesizer, Roland SH-101, Yamaha VSS-30, Simmons SDS 7, Korg DDD-1 / MIDI-Sequencer: Commodore 128 mit Steinberg Pro 16 und SFX Soundsampler / Tonaufnahme: M.A.R.S.-Station Jena)


Klangbild # 04: "Altitude - Floating Remix-" ... aus Rainer Sauers "SAUNDLAB" Arä zwischen 1991 und 1994
(hauptsächliche Klangerzeuger: Roland U-110, Yamaha FB-01 DoubleSynthesizer, Roland SH-101, Yamaha VSS-30, Simmons SDS 7, Schulte Compact Phasing A / MIDI-Sequencer: Commodore 128 mit Steinberg Pro 16 und SFX Soundsampler / Tonaufnahme: M.A.R.S.-Station Jena)


Klangbild # 05: "Interspace - Dry & Clean Mix-" ... aus Rainer Sauers "SAUNDLAB" Arä zwischen 1991 und 1994
(hauptsächliche Klangerzeuger: Kurzweil 250, Akai S-700, Roland U-110, Yamaha FB-01 DoubleSynthesizer, Simmons SDS 7, Korg DDD-1 / MIDI-Sequencer: Commodore 128 mit Steinberg Pro 16 und SFX Soundsampler / Tonaufnahme: M.A.R.S.-Station Jena)

A-U-T-O-B-A-H-N Raststätte: Einige Bemerkungen zum analogen KORG MonoTribe

"Der MonoTribe ist ein Spielzeug!" - Das urteilte Anfang 2011 ein angesehener Elektromusiker über die Analog-Ausgabe der bewährten Electribe-Serie von KORG. KORG hatte das ganze ja schon im September 2010 als Patent und Markenzeichen angemeldet und so war man gespannt, was denn das neue Instrument so alles kann, denn die Präsentation des Kaossilators war doch im Grunde etwas hinter den Erwatungen zurückgeblieben (siehe Foto rechts), sprich: er war eben kein KaossPad in klein, sondern tatsächlich ein Spielzeug

Wenn man das Ding nüchtern betrachtet, ist es eine KORGsche Kreuzung zwischen dem MonoTron und dem ElecTribe, wobei es keine "richtige" DJ-Groovebox wurde, sondern eher etwas für uns Elektromusiker. Ein wenig erinnert mich das, was man mit dem Monotribe machen kann an den EMS Synthi AKS, speziell den Keyboardsequencer.
Und siehe da: es dauerte gar nicht lange und mein italienischer Freund Gianni Proietti (aba "Gattobus" / siehe Foto links) präsentierte den MonoTribe standesgemäß mit "On The Run" bei YouTube.

Dieses Video zeigt schon vieles von dem, was man mit dem Gerät anstellen kann. Als ich meinen MonoTribe auspackte, die Batterien einsteckte und einschaltete, suchte ich erst einmal nach dem Startknopf. Dieser ist unten links und sobald er gedrückt ist, schon geht es los.

Weißes Rauschen/White Noise kann man dem Synthiklang stufenlos zumischen und der Sequencer plus die (ebenfalls stufenlos zumischbare) Drummachine lassen sich so einfach programmieren, als hätte man einen ARP Sequencer vor sich. Klanglich ist das nicht sehr vielseitig, eben soc richtig schön "Analog" wie in den Siebzigern, doch der extrem hochschwingbare LFO erzeugt fast schon Ringmodulatoreffekte und der 12dB Lowpass-Filter des uralten MS-20 leistet gute Arbeit.

Vor allem im rhythmischen Bereich kann man mit dem MonoTribe einiges anstellen und ich mache das hin und wieder zu Beginn meiner Konzerte und das sehr zur Befriedigung des Publikums, wenn man spontanen Zwischenapplaus als Maßstab anlegt.
Ich halte den KORG MonoTribe deshalb nicht für ein Spielzeug. Jedoch muss das Ding dem Publikum richtig präsentiert werden, dachte ich mir, und ließ meinen deshalb in einen schwarzen Kunststoffkoffer einbauen, damit man auch das richtige "EMS Feeling" bekommt. Inzwischen habe ich zwei Stück: einen im scharzen Kunstoffkoffer mit gift-grünen Scharnieren und einen in einem gift-grünen Kunststoffkoffer mit schwarzen Scharnieren. Was auch zeigensoll, dass man zwei MonoTribe Maschinen durch ein einfachen Kabel synchron schalten kann um den Musikspaß zu verdoppeln.

Allerdings gibt es keine Step-Programmierung der Sequenz und keine MIDI-Steuerung, weshalb die Ansicht, der MonoTribe sei ein Spielzeug, natürlich unterstützt wird. Und die "Ribbon-Tastatur", in WIrklichkeit natürlich ein Ribbon-Controller, kommt eher Leuten wie Keith Emerson entgegen als den meißten grundsoliden Keyboardern, die ich kenne.

Dafür kann man unter Zuhilfenahme der "Flux"-Funktion einige interessante Klangeffekte erzeugen (vor allem, wenn die Geschwindigkeit des Sequencers auf extrem langsam eingestellt ist), denn hier Quantisiert die "Tastatur" die Töne nicht sondern sie werden stufenlos zwischen jedem der acht Schritte des Sequencers aufgezeichnet.

Nachfolgend sieht man den KORG MonoTribe im Größenvergleich mit dem KORG MonoTron (zum Vergrößern wie immer auf das entsprechende Foto klicken!). HIER gibt es übrigens den offiziellen Film zum MonoTribe!

Das lange A-U-T-O-B-A-H-N Interview mit Rainer Sauer | Teil 3: "Shooting Stars Never Stop, Even When They Reach The Top"

Das Interview führte Tim Schwarz für "Elektromusik Online". FORTSETZUNG VON TEIL 2:

EMO: Gibt es vergleichbare Synthesizer?

Sauer: In meiner Musikwelt oder allgemein?

EMO: Sowohl als auch.

Sauer: OK! Das kann ich, allgemein betrachtet, nicht wirklich umfassend beantworten. Außerdem kenne ich nicht alle Musikinstrumente der Welt. Auch wenn ich schon viele gesehen und eine Menge ausprobiert habe. Wenn ich die Frage aber auf das A-U-T-O-B-A-H-N Projekt beziehe, dann fallen mir spontan der Blofeld von Waldorf ein, der Quasimidi Quasar und natürlich die Supernova.

Der Blofeld ist der kleine Bruder des gigantischen Stromberg aus der PPG-Nachfolger Klangschmiede Waldorf. Allerdings ist die Synthesestruktur beider Geräte nahezu identisch und beruht auf der bekannten Waldorf DSP- und Filter-Technologie und vereinigt in sich fast alles, was PPG/Waldorf jemals geschaffen hat, von den PPG Wavetables bis hin zur Waldorf Filtertechnologie, universellen LFOs und Wolfgang Palms sehr schnellen Hüllkurven. Ich habe den Blofeld als Desktop-Gerät im Einsatz, das genügt vollkommen. Ich liebe ja offene Systeme und das ist so eines zum Verlieben. Ganz genau so wie es 1980 für mich bei meinem EMS VCS3 war (siehe Foto ganz oben), jedenfalls immer bezogen auf den jeweiligen Stand der Technik. Damals war eben alles analog und heute ist alles digital und durch Software gesteuert.

Beim Quasar und der Supernova ist wieder alles anders bei der Klangerzeugung als beim Blofeld. Den Quasar mag ich vor allem deshalb, weil die anderen Vorzeigeinstrumente von Quasimidi klanglich weniger bodenständig sind. Ausgestattet mit "Multi Algorithm Sound Synthesis", das ist eine Kombination aus FM-Synthese plus subtraktiver und additiver Synthese, bei der alle Parameter als Offsets programmiert werden können, also man kann ein Soundset in allen möglichen Einstellungen relativ zum Ursprungswert verändern, ist der Quasar der klassische Dancefloor und Techno-Synthesizer.

Mir gefiel diese Möglichkeit der Klangveränderung und auch, dass man seine Soundbasis erweitern kann und natürlich vor allem die tiefe Bass-Wiedergabe. Deshalb habe ich ihm auch ein TRE-Board spendiert, also die Erweiterung um 256 Techno, Rave und Electronic Sounds, wobei der Ur-Quasar ja schon bereits 8 MB an ROM-Samples hat und das TRE-Modul ihn auf satte 1140 Presets bringt. Dabei sind sechzehn 24-stimmige Drumsets, so dass man ihn, wenn man das will, wie den Rave-O-lution 309, der ist ja auch von Quasimidi, klingen lassen kann. Schulze-Fans wissen, was ich damit meine. Klaus hat ja, wie man hört, acht oder neun 309er auf der Bühne im Einsatz. So viele brauche ich nicht, mir reicht der eine Quasar.

Aber "Es muss ja nicht immer Quasar sein...", um Herrn Simmel abzuwandeln. Ich habe ja auch noch eine Supernova. Ein unglaubliches Gerät, kommt in unschuldigem Dunkelblau daher, man erinnere sich: Pink Floyd "Black and Blue..." (Sauer singt) "...and who knows which is which and who is who" - nicht so knallrot wie die Nord Sachen. Aber was man damit machen kann. Unglaublich! Ein Gerät, das auch optisch beeindruckt. Peter Gorges vom "Keyboards"-Magazin, also jemand, bei dem die ersten Fotos eines neuen Synthesizers kaum noch ungebremst auf den Adrenalinspiegel durchschlagen, war damals schwer beeindruckt. Ende 1998 war das. Jede Menge Knöpfe - in Worten: 48 -, 32 Stimmen, acht Sounds gleichzeitig, acht Ausgänge, ein gutes und übersichtliches Routing-System mit subjektiv "warmer" FM-Klangerzeugung (verglichen mit den Yamaha Synthis), flexibel und angenehm in der Bedienung, viele Klangeffekte. Die Supernova hat kaum Limits, also man kann hier Klänge wie von Moog, Roland, ARP erzeugen, aber auch ganz schräge Dinge.

EMO: Könnte man ein ganzes A-U-T-O-B-A-H-N Konzert ausschließlich mit einer solchen Maschine bestreiten?

Sauer: Klar, das könnte man. Aber warum sollte man, warum sollte ich das? Ich hatte mal, 1988/89 beim Projekt "Organisation 2" fast alles mit dem Yamaha FB01 Double Modul gemacht (Foto links). Den Roland D-50 und dem Casio D-100 hatte ich noch mit dabei und gesteuert hat das alles der Steinberg Pro 16 Sequencer über einen Commodore 64. Das waren noch Zeiten, oder besser gesagt: Das war eine andere Zeit. Heute hat jedes Gerät, jedes Modul, bei mir einen bestimmten Platz im Ablauf eines Konzertes. Das Umprogrammieren dauert mir wirklich zu lange und ich bin ja nicht drei Musiker, wie bei Tangerine Dream. Ich bin ganz alleine und da leiste ich mir den Luxus, diesen Sound von jenem Instrument an einer Stelle zu nutzen und jenen Klang von einem anderen Instrument oder Expander an der nächsten Stelle. Solange die Mischpulte genug Kanäle haben geht das.

EMO: Sie sind ja ehrlich zu ihren Fans, also ich meine, dass Sie ganz offen sagen, welche Instrumente Sie für was benutzen. Haben Sie keine Angst, dass irgendjemand mal - die finanziellen Mittel vorausgesetzt - sich die gleichen Geräte wie Sie anschafft und dann ebensolche oder bessere Elektromusik macht wie Sie?

Sauer: Angst, weshalb? Ich warte da schon seit Jahren darauf und nichts dergleichen passiert. Es gibt keine Nachfolger von TD, Jarre oder Schulze. Und selbst wenn. Ich respektiere andere kreative Leistungen und man kann immer etwas dazulernen oder gut finden, von dem, was andere machen. Vor kurzem habe ich Thomas Brück vom "Yoyager-Projekt" aus Köln kennen gelernt (siehe Foto links). Einzigartig und ganz anders als die Musik, die ich mache. Und das obwohl er inzwischen einen meiner ehemaligen Kurzweil Synthesizer spielt (Sauer lacht!). Oder Carola Kassner, eine der wenigen Frauen unter den deutschen Elektromusikmenschen: großartig. Wovor sollte man also Angst haben. Und die Transparenz halte ich schon für wichtig. Weshalb sollte ich schwindeln oder ein Geheimnis aus den Klangerzeugern machen, mit denen ich arbeite. Im Gegenteil. So nehmen immer wieder Leute mit mir Kontakt auf und fragen "Wo bekommt man dieses und jenes Ersatzteil her?" oder: "Wie funktioniert denn dies oder das?" - Wenn ich die Zeit dazu habe, helfe ich da gerne oder gebe Auskunft.

EMO: Verdirbt man da nicht jemandem einen Traum, wie ein bestimmter Klang zustande kommt?

Sauer: Das könnte sein, aber fast alle Fans, die ich kenne, sind technikbegeistert. Und wissbegierig. Die wollen am Liebsten alles ganz genau wissen oder in meinem Blog nachlesen.

[...to be continued...]