"Im Grunde mache ich das in der Mittagspause": Rainer Sauer im Interview über Soundshaping mit dem SAURUS CSI (Teil 2)


Im Juni 2012 besuchte Jason White vom britischen "Electronicle Magazine" Rainer Sauer in Jena (Thüringen) in seinem A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Studio.

 
Rainer Sauer: Ich habe ja einige Zeit mit dem EMS VCS3 verbracht, das war übrigens genau der Synthesizer, der einmal Klaus Schulze gehört hatte und auf dem Cover der "Picture Music" zu sehen ist. 1980 hatte ich den einen Typen im Ruhrpot abgekauft und Klaus hat mir später anhand der Seriennummern von Putney und Cricklewood (Anm: das sind das Hauptgerät und das Keyboard) bestätigt, dass es sein Synthi war; Klaus "Dmon" Müller (Anm: Klaus Schulzes Lebenswerkverwalter) glaubt mir das natürlich nicht, aber ich denke, in der Branche kennt man ihn und wenn er jemandem wie z. B. mir schreibt "Wir wollen nichts mehr von Ihnen hören", weiß man nie, ob er im Majestätsplural spricht oder tatsächlich für sich und den Meister. Ein schwieriger Mensch, ohne den Klaus allerdings wohl nie dort hin gekommen wäre, wo er heute ist.


Jason White (Elecronicle Magazine): Hast Du ein Problem mit Klaus Schulze?

RS: Überhaupt nicht. Gerade senden wir bei ZONO Radio Jena ja monatlich einmal vier Stunden lang "Klaus Schulzes Elektronisches Leben" und im August zu seinem 65. Geburtstag sogar "Die lange Klaus Schulze Live Nacht". Klaus ist menschlich ein toller Typ, musikalisch einzigartig, ein Vorreiter für viele Entwicklungen. Er und ich sind vor Jahren sogar mal im Auto kreuz und quer durch Frankfurt am Main gefahren und er hat mir Orte gezeigt, die er liebte. Zum Beispiel die Pizzeria in Heddernheim, die immer ins Tonstudio Panne lieferte, wenn Klaus dort Musik aufgenommen hat. Und Klaus zu Ehren habe ich ja für den SAURUS die Sequenz "Some Crystal Bells" gemacht.

JW: Da habe ich gleich eine spezielle Frage dazu. Das ist ja eine geradezu magische Tonsequenz. Sie hat verschiedene Ablaufebenen, obwohl sie nur aus 16 Tönen besteht. Man denkt es wären viel mehr. Wie komponierst Du so etwas?

RS: Durch Ausprobieren. Natürlich kommt hinzu, dass ich an und mit solchen Sequenzen schon Jahrzehnte arbeite. Auf dem VELVET UNIVERSE Album "Voyager" von 1981 gibt es in "Music For Spacemen" eine ganz andere Sequenz, die aber in Ohr und Kopf ähnlich funktioniert. Man muss nur die im Hirn eingefahrenen Abläufe des Hörens überlisten, dann geht das. Da gab es schon viele leute, die gerfat haben, wie ich das mache. Das größte Kompliment für meine 16-Ton-Sequenzen habe ich übrigens mal von Chris Franke bekommen, der auf unserem "Enigmas" Album mitgewirkt hat und mir sagte, dass er diese Art des Aufbaus von Ton-Sequenzen genial findet. Und der ist ja mit TANGERINE DREAM durch seine Sequenzerläufe unsterblich geworden.

JW: Zurück zum "VCS 3000" Klang. Wie ist der entstanden, wie funktioniert er?

RS: Der EMS VCS3 hat eine Matrixebene mit Steckstiften um die einzelnen Komponenten miteinander in Korrelation zueinander zu stellen. Da kann man den einen Oszillator nehmen um den anderen Oszillator zu steuern bis eine Selbstoszillation oder eine, ich nenne es jetzt einmal, elektronische Konstruktion entsteht. Man kann beim VSC3 und beim EMS Synth A, ähnlich wie bei modularen Synthesizern, die Dinge zusammenbasteln und dann einfach mal sehen, was dabei klanglich  heraus kommt. Beim SAURUS habe ich gleich drei solcher Matrixebenen und brauche auch keine Steckstifte sondern kann hier frei die einzelnen Komponenten des Synthis - und der SARUS hat ungleich mehr als der VCS3 - miteinander kombinieren. Sogar Aftertouch mit dem LFO-Speed oder den Filterresonanzwerten. Es ist einfach unbeschreiblich. Beim ARTURIA Moog Modular System muss man erst virtuelle Strippen ziehen und hat dann doch nicht das, was man sich erhofft hat. Bei SAURUS ist vieles einfacher und Markus Feil hat da wirklich etwas ganz Großes erschaffen. Ich brauchte nur noch die einzelnen Komponenten miteinander zu kombinierne, wie ich das früher auch beim VCS3 tat und so entstand "VCS 3000". Und, ehrlich gesagt, weshalb sollte jemand 10.000 Euro für einen VCS3 ausgeben, der bei EBAY in den USA angeboten wird, wenn er gleiches und noch viel mehr für 100 Euro als CSI kaufen kann.

JW: Es gibt ja zudem wohl auch weltweit keine wirkliche EMS VCS3 oder Synthi A Emulation zu kaufen.

RS: Ich denke, ARTURIA will demnächst eine auf den Markt bringen. So 2013 oder 2014. Aber das ist ja ncht das Thema. Fakt ist: der SAURUS ist ein herausragendes CSI mit typischen EMS, MOOG, PROPHET, YAMAHA und PPG Sounds, dazu auch noch ein Offenes System mit einen großartigen Arpeggio-Sequencer.

JW: Wie wirst Du ihn bei Deinen Konzerten einsetzen?

RS: Im "4-Klang Modus" gibt es einen Programmteil, da habe ich ausschließlich zwei SAURUS auf zwei Labtops laufen und alle anderen Elektromusikgeräte schweigen. Das klingt dann so ähnlich wie bei dem Sounddemo und zeigt dem Publikum, wie gut, also soundtechnisch wie soundklanglich, der SAURUS klingen kann.

JW: Wäre es eine Überlegung wert, ein Konzert ausschließlich mit dem SAURUS zu spielen?

RS: Ich könnte das, aber ich habe ja schließlich auch das iPad mit auf der Bühne, den Tenori-On, den ARP Axxe, den JD 800, die Sampler, das MiKO, die ganzen Sachen von ARTURIA u.s.w.. Ich denke, es macht vielleicht Sinn, bei einer "Tone2"-Präsentaton ausschließlich den SAURUS vorzustellen. Aber dazu müsste mich Baastian erst einmal anfragen und das hat er bis heute noch nicht gemacht.

JW: Die "MiniMoon" Sounds - oder sollte ich besser sagen: MiniMoog Sounds? - klingen für mich auch wirklich toll, richtig warm und echt. Es gibt da Synthis auf dem Markt, die haben einige Schwierigkeiten, richtig gute MOOG Sounds zu machen. Einen Deiner Sounds für den SAURUS hast Du "Lucky Man" getauft. Ist vieles in dieser Soundrichtung von Dir durch Keith Emerson geprägt worden?

RS: ELP waren meine Helden in den 70gern, ohne Frage. Auf dem "Enigmas" Album gibt es einen Song namens "Silent Universe", da habe ich 1983 mit dem MiniMoog versucht so wie Keith Emerson zu klingen, aber das ist lange her. "Lucky Man" als Name im "Analog Soundset" ist nicht vor mir gekommen, das stammt wohl von der Marketing Abteilung. (Sauer lacht!)  Nein, von mir stammen die Bezeichungen "MiniMoon" für die Sounds. Man muss ja ein wenig kreativ sein, bei der Wortwahl und das haben wir mit den Bezeichnungen "Oberheimat" und "Vangelos" auch ganz gut hinbekommen. Bei den "MiniMoon"-Klängen haben wir uns, ich kann das ja hier einmal verraten, von den Sounds des "Animoog"-Programms von MOOG für das iPad leiten lassen. Was MOOG selbst dort für gut befunden hat, das beruht ja schließlich auf einer Art Marktforschung und die brauchen wir dann nicht auch noch mal zu betreiben. Und ich habe mich an meinem CREAMWARE Modular System (siehe Foto links) orientiert, also den Sounds, die man da herausbekommt, die klingen da ja schon sehr MOOG-ähnlich. Aber das Klangrezept ist richtig simpel: die "MiniMoon" Sounds plus "Lucky Man" haben immer zwei Oszillatoren, leicht verstimmt und ein wenig Filterresonanz. Dass sie so echt klingen, liegt dann wiederum an der Klanganalyse im "Oskar Sala Institut". Der SAURUS hat ja verschiedenste Filtertypen zur Verfügung und da muss man dann einfach nur noch den richtigen Filtertyp auswählen und es klappt. Und ich darf verraten; beim SAURUS ist es nicht immer das 24db-MOOG-Filter, das den Sound letztendlich ausmacht.

JW: Vielen Dank für das Interview.

"Die Rückkehr des Vinyls": Bernd Kistenmachers "Head Visions" erscheint in Kürze in exzellenter Tonqualität wieder als Schallplatte

Im Jahr 1986 veröffentlichte Bernd Kistenmacher sein erstes "echtes" Solo Werk Head-Visions. Und wie es damals noch üblich gewesen ist natürlich auf Vinyl. Die ursprünglichen Aufnahmen entstanden auf einer analogen Achtspurmaschine und die Original-Bänder verschwanden für die folgenden 26 Jahre im Archiv.

Nun - im Jahr 2012 - war es an der Zeit, sich zu erinnern. An die alten Aufnahmen selbst und an die Sinnlichkeit hochwertig hergestellter Schallplatten. So machte sich Bernd Kistenmacher in den vergangenen Monaten persönlich daran, die Aufnahmen in einem aufwändigen Verfahren zu restaurieren und ihnen mit modernster Studiotechnik neues Leben einzuhauchen. Das Ergebnis ist beeindruckend und man möchte sagen: es klingt besser als das Original! Das glaubt zumindest die Plattenfirma "MIRecords" ... "MIRecords"?

"Alles auf Anfang!" möchte man ausrufen. Mit "MIRecords" wurde nämlich ein längst tot geglaubtes Label wieder reaktiviert; 1999 wurden auf "Musique Intemporelle" die letzten Tonträger veröffentlicht. Nun ist das einstige Kult-Label wieder "online" und es sollen auf ihm ausschließlich Vinyl-Schallplatten (...ja genau, diese schwarzen, runden Dinger aus Kunststoff, die so gerne zerkratzen, wenn man sie falsch behandelt, und deshalb verhüllt von Papier in Taschen aus Karton stecken) veröffentlicht werden.

Dabei war Vinyl doch noch viel tot geglaubter als das "MI"-Label selbst, auf dem sie nun bald erscheinen werden. Doch der feste Glaube an die Sinnlichkeit von Dingen, die man gerne anfasst und deren Rillen Musik zum Erlebnis für die Sinne werden lassen, hat über die Macht des bedingungslosen elektronischen Fortschritts gesiegt, wie die Macher von "MIRecords" vor kurzem bekannt gaben.

Beginnen wird das Ganze nun mit der Veröffentlichung des o. g. Elektronik-Klassikers "Head-Visions", dem ersten Solo-Album von Bernd Kistenmacher: dieses Vinyl-Album wird die erste Veröffentlichung im neuen Webshop von "MIRecords" sein. Doch das "Head-Visions Reloaded"-Projekt war nicht ganz so einfach, wie man sich das vorstellte. Um die ein Viertel Jahrhundert alten Mehrspurbänder wieder abspielen zu können, musste die gleiche Bandmaschine besorgt werden, mit der die Aufnahmen damals gemacht worden sind.

Schon das war kein so leichtes Unterfangen. Aber viel schwieriger wurde die Tatsache, ein dermaßen altes Tonband wieder benutzen zu wollen. Jeder gute Band-Archivar weiß, dass solche Bänder regelmäßig umgespult werden müssen, damit die einzelnen Band-Schichten nicht zu dicht auf einanderliegen und es zu Problemen mit der Magnetschicht und ihrer Information darauf (sprich: der Musik) kommt. Doch Bernd Kistenmacher hatte Glück: Die alten Aufnahmen der "Head-Visions" waren nahezu unversehrt.

Und doch scheiterte der erste Versuch, die Aufnahmen von "Rücksturz" (der A-Seite des Albums) abzuhören. Der zweite und dritte ebenfalls. Insgeamt fünf Mal musste das Band komplett umgespult werden, um genügend "Luft" zwischen die einzelnen Schichten zu bekommen, damit es ohne Gleichlaufschwankungen abgespielt werden konnte. Dabei wäre das Band sogar beinahe unbrauchbar geworden. Aber nur beinahe, denn jetzt wird das neu gemasterte und in bestem Vinyl gepresste Album in Kürze erscheinen. Das Datum der Veröffentlichung ist der 01. Juli 2012 und bestellen kann man es HIER.

"Im Grunde mache ich das in der Mittagspause": Rainer Sauer im Interview über Soundshaping mit dem SAURUS CSI (Teil 1)


Im Juni 2012 besuchte Jason White vom britischen "Electronicle Magazine" Rainer Sauer in Jena (Thüringen) in seinem A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Studio.

Jason White (Elecronicle Magazine): Rainer, Du hast für die SAURUS Analog Synthesizer Software von "Tone 2" gerade eine Menge Sounds erstellt. Soundshaping hat bei Dir ja schon eine lange Tradition. Seit wann machst Du das?

Rainer Sauer: Für mich persönlich, seit dem ich mit 1974 im Alter von 16 Jahren meinen ersten ersten Synthesizer selbst gebaut habe, in professionellem Rahmen seit 1985. Da war das Ganze dann schon eine Ecke zielgerichteter und ich habe mit Kosta Kostis, dem Erfinder der "Digital Drums" und der "MIDI Mini Interfaces" für den Commodore 64, und anderen Bekannten eine kleine Firma namens "DMS / Digital Musical Sounds" ins Leben gerufen, die für den SFX Soundsampler von COMMODORE (Anm: ein Zusatzgerät für den Commodore 64/128) die Sounds kreiert hat. Da verkauften sich schon so einige Sets weltweit und wir waren auf Messen präsent. Leider hat COMMODORE am Ende vergessen und zu bezahlen und kurz danach waren sie pleite.

JW: Was war das für ein Synthesizer, den Du gebaut hast?

RS: Meinen ersten Synthi habe ich nach Schaltplänen von ARP und aus der Zeitschrift Funkschau gebaut und dazu einen Elektronik-Baukasten von KOSMOS zweckentfremdet. Das Ding produzierte recht abgefahrene Sounds, hatte aber noch keine Tatstatur und war so etwas wie ein freies System. Ich hatte auch noch ein Transitorradio und damals, als das UKW-Band noch nahezu unbeschränkt funktionierte, mit Polizeifunk und so, konnte man da zum Beispiel auch Digitaluhren Taschenrechner mit Röhrenanzeige und Elektronik-Blitzgeräte, im wahrsten Sinne des Worten, "hörbar" machen. So habe ich meine ersten elektronischen Kompositionen gemacht.

JW: Wie kamst Du an die Schaltpläne von ARP?

RS: Ich habe hingeschrieben, in die USA. Habe geschrieben, dass ich einen ARP 2600 habe udn da einiges verändern möchte und die Pläne für Filter und Oszillatoren bräuchte.

JW: Und man hat Dir tatsächlich geantwortet?

RS: Natürlich. das war eben die gute ate Zeit. Den Brief habe ich heute noch. Mit zum Teil handgemalten Zeichnugen und direkt aus dem ARP Hauptquartier.

JW: Hast Du damals alles alleine gebaut oder hat Dir jemand geholfen?

RS: Ich dachte bis vor kurzem, ich hätte das im Herbst 1974 erst einmal alles selbst gemacht hätte, bis ich einen alter Schulfreund traf ud der sagte mir "Weißt Du noch, wie Du mit Jürgen Glock den ersten Synthesizer zusammen gebaut hast?" und da erinnerte ich mich daran, dass es tatsächlich ein Kerl namens Jürgen Glock war, der gelötet hat, während ich mir ausgedacht hatte, wie es funktionieren könnte. Der "Jobs/Wozniak"-Effekt... (Sauer lacht)

JW: Wie hieß Dein erster Syntheiszer? Nicht zufällig SAURUS?

RS: Nein, ich hatte mal die Idee, sie "Saurian" zu nennen oder "Saurian Synthesizer"", aber im Grund hatten sie technische Bezeichnungen wie "CX-7" und so.

JW: "Sie"?

RS: Ja, ich denke es waren am Ende drei Synthesizer.

JW: Jetzt gibt es ja den SAURUS von "Tone 2", den Baastian van Noord und Markus Feil konstruiert haben...

RS: ...im Wesentlichen.

JW: Wie viel Rainer Sauer steckt in dem SAURUS?

RS: Weniger, als der Name vermuten lässt und mehr, als sich hier sagen lässt. Es ist ja im Grunde eine Reifeprozess, wenn man einen Synthesizer konstruiert. Heute ist das ungleich einfacher als noch vor 25 Jahren. Der SAURUS ist ein CSI, ein Computer Software Instrument, wie ich Baastian schon oft gesagt habe. Man vermarktet ihn unter den Titel "Analog Syntheiszer" was wiederum genauso richtig wie falsch ist. "Analog Sound Synthesizer" kommt schon eher hin, aber im Grunde ist dieser Synthesizer ein sog. "Offenes System", weil man über drei Matrix Ebenen alles programmieren kann, was man möchte. ich plädiere weiterhin für "CSI" und habe auf meinem SAURUS Keyboard auch diese drei Buchstaben stehen.

JW: Ganz konkret gefragt, wie kann man Einfluss auf Entwickler nehmen, ein CSI zu konstruieren?

RS: Da gibt es so viel Wege, das würde zu weit führen, hier alle aufzuzeigen. Aber derzeit sind wir daran, den SAURUS zu verändern. Einige Dinge sind noch nicht optimal gelöst und ich konnte Baastian mit einigen meiner Sounds aufzeigen, wie vielfältig die grundsätzlichen Möglichkeiten des SAURUS sind udn was an Bedienelementen noch fehlt. Ich hoffe, dass das nicht nur Verbesserungen sind, die mir zugute kommen, sondern möglichst bald auch allen anderen SAURUS Nutzern.

JW: Wenn man sich das neue Analoge Soundset für den SAURUS anhört, speziell Deine Sounds und Sequenzen, ist man schnell leicht sprachlos, was diese Software alles kann. Wie kommt das?
(Anmerkung: Durch Klicken auf das schwarz/weiße Studiofoto oben, kann man Rainer Sauers musikalische Zusammenstellung einiger seiner Sounds aus diversen Soundsets für den SAURUS hören!)

RS: Markus Feil ist als Diplom-Informatiker genau der richtige Mann gewesen um das technisch umzusetzen, was Baastian wollte. Ich dagegen bin von der anderen Seite an die Sache herangegangen. Ich habe so ziemlich alle guten Softwarelösungen für PC und iPad getestet und bin, was den PC angeht, bei ARTURIA hängen geblieben. Mit den Franzosen verbindet mich eine tiefe Freundschaft und ich habe heute alles in verwendung, was ARTURIA jemanls gemacht hat, inklusive der Hardware-Controller. Für "Kraftworker" (Anm: in nicht-anglo-amerikanischen Ländern heißt die Software "Synth-Werk") habe ich einiges an Sounds gemacht und bei dem SAURUS konnte ich dann endlich mal so richtig loslegen. Das fing an bei ganz profanen Dingen wie den "Richard Wrights Sheep" oder "Lucys Sky Piano" Sounds, ging über die "Vangelos Pads" und die "AUTOBAHN"-Sequenzen bis hin zu selbst-oszillierenden Klangkreationen, die sich viel chaotischer entwickeln können als es mein alter EMS VCS-3 jemals tun könnte. Dazu gibt es noch PPG- und Synclavier Sounds, die aber erst im nächsten Soundset mit dabei sind.

JW: Ja, der "VCS 3000" Sound ist wirklich atemberaubend...

RS: ...und das Beste ist: alles ist ja nur ein Angebot. jeden Sound kann man in jedem einzelnen Parameter verändern, selbst in der Gratisversion. Und wer die Vollversion des SAURUS hat, der kann "seinen" Sound sogar für immer und ewig abspeichern.

JW: Wie hast Du Deine Sounds gemacht? Nehmen wir mal die "Vangelos"-Bläser udn als absoluten Gegensatz den "VCS 2000"?

RS: Im Grunde kann man das, jeder von uns, sogar in der Mittagspause machen. Die Software ist meinetwegen auf dem Laptop oder Ultrabook und dann braucht man nur einen Kopfhörer udn los geht's. Der Kreativität ist keine Grenze gesetzt. Natürlich ist es schon von Vorteil, wenn man von früher die alten Handware-Sachen kennt und sich erinnern kann, wie sie funktionieren.

JW: Und wenn man mal einen Synthesizer selbst gebaut hat...

RS: Ach, das würde ich jetzt gar nicht mal sagen. Wichtig ist ein Verständnis für Klänge. Wenn ich weiß, wie sie entstehen, wie unterschiedliche Wellenformen den Klang beeinflussen, wie unterschiedliche Filtertypen, Brillianz hinzufügen oder andämpfen, dann kann ich gezielt loslegen.

JW: Man hat mir gesagt, dass Du für die Vangelos Sounds zuerst an einem YAMAHA CS-80 gearbeitet hast.

RS: Wir reden hier ja auch von "Vangelos" und da ist ein CS-80 schon Pflicht, denke ich.

JW: Wie kann man einen analogen YAMAHA Sound aus den 70ger Jahren in ein Computer Software Instrument verpfanzen. Durch Sampling?

RS: (lacht) Wenn das so einfach wäre, dann wäre ich vielleicht Millionär. ich habe ein OPEN LABS MiKO System mit MimiK-Software. Die macht so etwas automatisch. Aber "automatisch und statisch", wie ich immer sage. Da ist dann alles so wie es klingen soll, aber man kann nichts mehr daran verändern. Allerdings habe ich das große Glück, in Jena seit 1993 mit guten Leuten zusammen zu arbeiten. Zuerst in unserer M.A.R.S.-Station, dem damals "Most Authentic Research Studio", aus dem später unser privates "Institut für Klangforschung" hervor gegangen ist, das ich im letzten Jahr in Erinnerung an Oskar Sala in "Oskar Sala Institut für Klangforschung" umtaufen durfte. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten einen Klang zu erforschen, zu zerlegen und auf anderer Basis wieder herzsutellen.

JS: Wie hast Du das bzw. habt ihr das mit dem "VCS 3000"-Klang gemacht?

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