Vor vielen Jahren sah ich ein Interview mit Björn Ulvaeus, dem Keyboarder und Musikproduzenten von ABBA und der sagte, dass der ABBA-Sound auf einer Dopplung aller aufgenommenen Instrumente basiert, also darauf, dass alle Instrumente mindestens zwei Mal das Gleiche spielen um einen besonders vollen und druckvollen Klang zu kreieren. Bei Elektronischen Klangerzeugern, vornehmlich Synthesizern, kann es - aufgrund der mathematisch genauen Schwingungen des Audiosignals - bei Dopplungen zu Phasenauslöschungen kommen, hier entsteht eine nicht synchrone Schwebung und deshalb habe ich von einigen meiner Klangerzeuger zwei Exemplare auf der Bühne dabei.
Das gilt insbesondere für den Roland Expander U-110, den Yamaha FB-01 und den Emulator 64. Hier ist der beabsichtigte Effekt der gleiche wie bei ABBA. Ich habe es probiert mit ein und dem selben Instrument und zwei, zeitlich kurz hintereinander geschalteteten Impulsen. Aber mit diesen kurzen Intervallen funktionierte es nicht. Immer kam dabei eine Art von "kaltem Phasing" heraus, die nicht so war. wie ich das klanglich wollte.
Erst die Vorgehensweise, den gleichen Impuls auf zwei gleiche Instrumente zu geben, führt zum Erfolg, dem "warmen Phasing". Ichmuss gestehen, dass ich da ein geschultes Ohr habe und ja schon als 14- oder 15-jähriger mit meinen Grundig Tonbandgeräten variables Bandphasing ausprobiert hatte und so ganz genau hören kann, ob etwas so klingt, wie ich es mir wünsche.
Zwei Instrumente der gleichen Art auf der Bühne zu haben ist also keine Verschwendung sondern, wenn diese Instrumente leicht gegeneinander verstimmt sind, wie die Oszillatoren eines Synthesizers, oder wenn sie leicht zeitversetzt auf einen Impuls reagieren, das ist beim FB01 zum Beispiel durch minimales Portamento möglich, entsteht diese Schwebung.
Bei Aufnahmen von Saundlab, nehmen wir einmal "Americans Are back In Space", kann man das bei den Chorpassagen sehr gut hören. Das sind zwei Roland U-110, leicht gegeneinader verstimmt und verzögert. Die waren damals schon recht teuer und ich habe mir das seinerzeit zwei Mal überlegt, ob ich das Geld für eine doppelte Anschaffung ausgeben soll. Aber das Ergebnis ist es wert...finde ich jedenfalls.
Natürlich kann man darüber streiten, ob das überhaupt ein Mensch hört. Aber es passiert hin und wieder schon mal, dass ich nach einem Konzert gerade auf diese Klangeffekte angesprochen werde und dann freue ich mich, dass doch nicht alles vergebens war und andere Menschen diese Dinge genauso hören können wie ich.
Es gibt aber auch Geräte, die ich deshalb doppelt habe (bzw. hatte), damit immer wenigstens ein Instrument zur Verfügung steht, wenn es gebraucht wird. Dazu gehört zum Beispiel der Kurzweil K1000 und der Roland S-10 Sampler (siehe Foto oben). Da ich heute diese beiden Geräte im Vergleich zu früher aber eher selten nutze, hat sich das "Problem" durch Verkauf der doppelten Geräte auf einfache Weise gelöst.
Bei den beiden Yamaka EMX 5000-12 Mischpulten verhält es sich jedoch ganz anders. Um einen völlig ausgewogenen Bühnen-Quadround-Klang erzeugen uz können, waren zwei idemtische Powermischer notwendig (die im Übrigen - wenn nötig - zusammen 2000 Watt Leitung bringen können). Die internen Pre-Effektmöglichketen jedes der Mischpulte bilden zusammen mit den vier zugeschalteten Effektgeräten (= Mixer 1: Alesis AirFX und ModeMachines KRP-1 Phaser / Mixer 2: AKAI Headrush Loop Delay und Electro Harmonix 256V Vocoder) das unvergleichliche Raumklangerlebnis der A-U-T-O-B-A-H-N Konzerte. Ich hatte da zuvor vieles ausprobiert und bin am Ende bei diesen beiden Mischpulten geblieben, da diese die optimale Lösung für das von mir gewüschte Live-Klangbild darstellen.
Rainer Sauer (im Herbst 2011)
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