"Die Laser-Harfe 'Syringe' - oder: Wenn Licht Musikinstrumente steuert"


Der Begriff "Laser Harfe" tauchte ab dem Beginn der 1980er Jahre in der Musikwelt auf und wurde lange Zeit alleine mit dem französischen Musiker Jean-Michel Jarre in Verbindung gebracht, der dieses Musiksteuerinstrument kurz nach der Veröffentlichung seines Albums "Les Chants Magnétiques" / "Magnetic Fields" live bei Bühnenschows einsetzte. So nannte Jarre auch einen Song seines Live-Doppel-Albums "Les Concerts en Chine" / "The Concerts in China" aus dem, Jahre 1982 "Laser Harp".

Dabei wurde die Laser-Harfe gar nicht von Jean-Michel Jarre entwickelt sondern von seinem Landsmann Bernard Szajner, einem Keyboarder und Lichttechniker, der in den späten 1970ern und frühen 1980er Jahren mit psychedelischen-Musikbands wie Magma oder Gong auf Tour ging, seinen Fokus dabei verstärkt auf mystische Lightshows setzte und zeigte, dass man mit dem gezielten Einsatz von Lichteffekten die musikalischen Komponenten von Liveauftritten perfekt ergänzen kann, oder, wie er es nannte, "Die perfekte Verschmelzung von Klang und Musik und Licht" erreichen.

JEZT - A-U-T-O-B-A-H-N - Bernard Szajner Live in den 1980er Jahren - Foto © Bernard Szajner

 Heute gehört Bernard Szajner (hier bei einem Liveauftritt in den 1980er Jahren) zu jenen vergessenen und übersehenen Figuren einer Musikgeneration, die um Lichtjahre innovativer war, als man es sich angesichts der heutigen Kommerzmusik überhaupt vorstellen kann. Szajner war damals einer der Pioniere auf seinem Gebiet, nicht nur in Frankreich sondern weltweit. Dass nicht er die Lorbeeren für seine Laser-Harfen-Erfindung (oder: "Syringe" / "Syrinx", wie er sie auch nennt) erntete, sondern "der andere Franzose", wie er Jean-Michel Jarre lange Jahre nannte, schmerzte ihn eine Zeit lang, aber heute hat Bernard Szajner seinen Frieden mit der Sache gemacht. Der Zeitschrift Telerama gegenüber sagte er: "Ich habe es erfunden und er hat er populär gemacht. Ich mochte es ja, im Verborgenen zu leben, arbeitete damals sozusagen hinter geschlossenen Vorhängen."

In La Rochelle, wo er mehrere Monate im Jahr lebt, baut Szajner heute kleine Robotik-Wesen, montiert Schrauben, metallische Gliedmaße und Gelenke zu mechanischen Vögeln und anderen Wunderwerken zusammen und handelt damit u.a. auf Flohmärkten. Trotzdem fasziniert ihn das Licht und die Möglichkeiten, mit ihm zu arbeiten, weiterhin: Bernard Szajner bereitet eine neue musikalische Lichtshow auf Beaubourg vor, die im September 2014 erstmals gezeigt werden soll. Dieses Mal ist sie für seine eigene Musik gedacht, denn der Tüftler hat sein Debütalbum "Visions of Dune" (1979 unter dem Künstlernamen ZED veröffentlicht) neu aufgelegt. Wenn er nicht in La Rochelle an der Atlantikküste wohnt, dann zieht es ihn nach London, wo seine Musik schon immer weit mehr geschätzt wurde, als in seinem Heimatland.

JEZT - A-U-T-O-B-A-H-N - Bernard Szajner- Syringe Harp - Foto © Bernard Szajner

 Topacts wie The Grateful Dead oder Pink Floyd waren zwischen 1975 und 1980 ebenso Pioniere auf dem Gebiet der Bühnen-Lichtshows, setzten auch bereits Laser als Effektelemente ein, aber Szajner war es, der das Ganze ent-technisierte und auf ein kreativ-künstlerisches Tablett brachte. Bei ihm waren die Lichteffekte nicht nur Beiwerk, er machte sie zu einem aktiven Bestandteil der musikalischen Darbietung. Wie bei der Laser-Harfe. Dort "berührt" der Musiker die Laserstrahlen mit seinen Händen und spielt wie auf einer Klaviatur so sein Instrument, das mit der Laser-Harfe gekoppelt ist (siehe Abbildung in der Mitte). "Mir war es wichtig, dieses Ziel zu erreichen, mit Licht aktiv Musik zu machen und dies für das Publikum zu tun", sagte Szajner, gibt aber zu: "Ich habe immer Angst gehabt, dass mich die Leute mehr für einen Visionär oder ein Zauber-Guru halten, als für einen Musiker."

Und Bernard Szajner hatte auf dem Höhepunkt seines Laser-Licht-Erfolgs noch mit ganz anderen Dingen zu kämpfen, die der Do-it-yourself-Erfinder so niemals voraussehen konnte. "Alle Gruppen wollten mich plötzlich engagieren, darunter The Who. Deren Roadmanager verleitete mich dazu, der Gruppe zwei Bühnenlaser zu vermieten. Ich schaffte die Geräte nach England und dort beschlagnahmte man meine Papiere und die Laser bei meiner Ankunft. Ich rief den Bühnenmanager der Who an und bat ihn darum, mir zu helfen. Ich ahnte ja nicht, dass er hinter der ganzen Angelegenheit steckte. Er kam zu mir und sagte: 'Jetzt hast du mir zu gehorchen, und wenn du klug bist, dann machst du auf unserer Tour alles so, wie wir das wollen.' Am Ende zahlten sie mir dann auch noch viel zu wenig. Pure Banditen, diese Manager. Nicht die Musiker. Ich bin sicher, die Musiker wussten nichts davon. Ich denke aber, dass er ihnen gesagt hatte, dass ich für die Lasershow ein Vermögen haben wollte. Das scheint aber fast alles in seiner Tasche gelandet zu sein."

Auf die Laser-Harfe ist er auch heute noch stolz, denn sie habe "die Ordnung der Dinge vollständig umgekehrt", wie Bernard Szajner sagt. Es sei zum ersten Mal keine Musik gewesen, die das Licht steuert, sondern das Licht, in Gestalt von grünen Laserstrahlen, habe die Musik, habe Synthesizer aktiv gesteuert. "Ich habe die 'Syringe' vor allem für mich selbst entwickelt, wollte ein Steuerinstrument finden, das zu mir passt. Sie mit anderen zu teilen war in der Tat ein fauler Ansatz", sagt er, wörtlich: "En fait, c'était une démarche paresseuse." - Was war passiert?

JEZT - A-U-T-O-B-A-H-N - Patentschrift von Bernard Szajner fuer die Laser-Harfe - Foto © Bernard Szajner

Die Erfindung sorgte anfangs für großes Aufsehen und die Plattenfirma Dreyfus vermittelte Bernard Szajner an den bekannten Musiker, Komponisten und Produzenten Jean-Michel Jarre. Der war von der Laser-Harfe begeistert und wollte sie 1981 für seine Konzerte in China einsetzen. Szajner willigte ein und hoffe auf Anerkennung und einen Geldsegen im Zuge der Show. Aber nichts dergleichen geschah: In der Musikwelt ist die Laser-Harfe bis heute eine Jarre-Harfe. Für den Erfinder eine herbe Enttäuschung, die ihn so sehr ärgerte, dass Bernard Szajner seine eigene Laser-Harfe demonstrativ zerstörte. "Das Objekt war mir zu visuell, zu spektakulär. Ich aber suche die perfekte Balance. Die 'Syringe' und ich, das passte irgend wann einmal nicht mehr zusammen. Und deshalb vernichtete ich, was ich geschaffen hatte." 

Das Kriegsbeil zwischen ihm und "dem anderen Franzosen" ist inzwischen begraben. Zwar hat man die beiden Männer nie wieder gemeinsam gesehen, aber die beiden Welten kamen durch die Jarre-Fans zusammen, die sich mit ihm auf Facebook austauschen, eine eigene "spektakuläre" Laser-Harfe nach Szajners Originalplänen bauen wollten. Bernard Szajner amüsiert: "Es ist schön, weil sie die 'Syringe' lieben und es für mich kostenlos ist." Vor allem aber hat die Anmeldung einer Patentschrift (siehe oben) dazu beigetragen, ein wenig Geld in seine Kassen zu spülen, das ihm helfe, neue Instrumente zu bauen, wie Szajner gegenüber Telerama sagte. Und auch heute noch wird seine Laser-Harfe auf der Bühne eingesetzt und das nihct nur vo "dem anderen Franzosen" sondern auch z.B. bei Konzerten der britischen Pop-Rockband Coldplay.

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Über den Autor: Rainer Sauer wurde 1958 in Offenbach am Main geboren und macht seit dem 1970er Jahren Elektromusik, solo und in Bands wie Velvet Universe oder Saundlab. In den 1980er Jahren erreichte er mit seiner hr3-Radiosendung "Sounds vom Synthesizer" Kultstatus und veranstaltete mehrere Jahre lang das Synthesizerfestival "White Waves". 2013 erschien von Rainer Sauer das Album "MOODS - Language of the Soul", 2014 sein Live-Album "Jena". Live benutzt auch Rainer Sauer eine, von Bernard Szajner entwickelte, "Syringe"-Laser-Harfe mit einer Steuereinheit von "Kroma" (siehe Foto unten).

JEZT - A-U-T-O-B-A-H-N - Rainer Sauer - Stardust - Kroma LaserHarp Controller with Gasses and Gloves

Rainer Sauer "MOODS" - A review by Allan Wallace


This is a review of "MOODS" by Mr. Allan Wallace, Essex, May 2014:

"This music was made for headphone listening..." Rainer Sauer opens the official video for his new album with a warning and "MOODS" is a warning for the electronic music scene to sratch for new sounds and not for new styles. "Walking on thin ice - paying the price" Yoko Ono once said and that's still a fact in 2013.

For his "Language of the Soul" Sauer combines buzzing bees with fuzzy guitar licks, grunting synths, impressive angel voices and phasing synth chords across deep reverb like frantic instrumental parts. He also finds room for a tribute to the work of Richard Wright in the song "Hipgnosis" and he dedicades this to - of course - to the great Storm Thorgerson. The following song is called "An Electric Storm" and links the Wright / Thorgerson hommage to an album by David Vorhaus and White Noise, which Sauer consumed, when he was a young boy.

That's what makes "MOODS" extraordinary to me. There is an artist who combines a perfect summary of great progressive album-influences with the hunger for new inspiration after a decade of mainstream junk had poisened the synthesizer music. In 75 minutes Rainer Sauer shows not how to create commercial success, he looks for new soundsets and mixtures for the brain or deals with "The Language of the Soul".


Long ago in the Mid-Eighties Sauer was top with his band Velvet Universe and their album "Enigmas" which was a Number One hit and rightly won an award at the british "Electronic Music Fair 1985". Today Rainer Sauer doesn't play a lot of straight-up synthesizermusic. Songs like "Wide Angle an Zoom" (dedicated to Brian Eno and his wife Anthea) are compositions full of Innocence and of Experience in sound: "Wide Angle and Zoom" features only two sounds of the legendary Buddha Machine and is nevertheless a hypnotic 3D-journey into the soul, a shifting of space and time...listen to it, when you fall asleep and you'll find out. 


For some listeners it might be no that easy to fall in love with this album, because it has it's own mood [sic], less manic and more plaintive, even luxuriant at times. But Mr. Steve Reich himself listened to the song "Six iPhones" and was impressed, as he told Sauer last year. The sequence of this 7 minutes song is based on only five notes, but these five notes carry the whole song, pushing and pulling it forward and Sauer shows that minimal music is still alive in our days. On the other side Sauer's "Music for Aurora Night" (the 10 minute longplayer) has a collection of many different sounds and is an outstanding piece of instrumental music, more mental than music.

It is tempting to call "MOODS" an answer to Brian Eno's work and some similarities (piano sounds, repeats, all that reverb) make it easy. Seems to be the Livingstone / Stanley case with Sauer saying "Mr. Eno I presume...". But "MOODS" is closer to the work of german producer legend Conny Plank, who died 1987 – a thrilling act of risk and renewal by an artist with established commercial appeal. "If today's music is that what's normal now, I don't want to listen to it," Sauer said in an interview and he sounds a little bit like a guy for whom even this album, next time, won't be enough.

"Rainer Sauer: Non chaque musicien est aussi un artiste" - Une interview dans le jardin d'Eden

Am 31. Mai 2014 tritt Rainer Sauer in Paris beim "festival ambient de Paris" auf. Jetzt interviewte ihn Jacob Ponchon für das Musikmagazin "L'électronique". Der Untertitel "interview dans le jardin d'Eden" bezieht sich auf einen Park in Jena, namens "Paradies", in dem das Interview stattfand.

Q: Wie geht es Ihnen? An was arbeiten Sie derzeit musikalisch?

RS: Außer, dass mir - wie schon seit Jahrzehnten - stets die Zeit fehlt, alles zu machen, was ich gerne machen möchte, geht es mir gut. Ich gehe meinem Beruf nach, gesundheitlich ist alles unter Kontrolle und musikalisch komponiere und spiele ich, nehme auf, editiere, mische und mache mir immer Gedanken, wie man die Dinge klanglich weiterentwickeln kann. Musik ist ja nicht nur Handwerk sondern auch lange und harte Kopfarbeit. Und nicht jeder Musiker ist auch ein Künstler. Andererseits, um es mit Igor Stravinsky zu sagen: "Komponisten reihen Melodien aneinander, das ist alles. Was andere darüber hinaus hineininterprtieren, ist reine Spekulation."
  
Was machen Sie beruflich?

Studiert habe ich Diplom-Verwaltungswirt, aber ich mache leidenschaftlich gerne Elektromusik und Radiosendungen.

Was fällt Ihnen spontan zum Begriff "Elektronikmusik" ein?

Zu viele Dinge.

Mitte der 70er, als Elektronik- und Synthesizermusik absolut angesagt war, haben Sie in Rockbands Gitarre und Keyboards gespielt. Was hat den Ausschlag gegeben, dass sie sich dann ganz der elektronischen Musik zugewandt haben?

Das war eine Zeit des Umbruchs, politisch wie kulturell. Es gab Rockmusik und Funk und Folk und Rhythm'n'Blues, aber einige Bands spielten damals auch sehr merkwürdige Musik, probierten etwas Neues aus mit Synthesizern. Kraftwerk, Tangerine Dream, Can. Ich war damals Politrocksänger in Frankfurt am Main und war nebenbei auch noch im Musikclub Schlachthof in Offenbach, der Nachbarstadt von Frankfurt, spielte in Bands, die "Empty Sky" oder "April" hießen. Die Besetzung war stets: Keyboards, Gitarre, Bass, Drums und Gesang. Das war eine schöne Zeit und gab mir das Selbstvertrauen als Künstler. Aber ich war eben schon damals mehr als ein Musiker. Ich nahm Liveauftritte im Mehrspurverfahren auf, produzierte Cassetten, hatte ein kleines Studio zuhause bei meinen Eltern, experimentierte mit Klängen. 1974 baute ich mir einen kleinen Synthesizer, weil ich das Geld nicht hatte mir einein "echten" zu kaufen. Später, mit dem Geld, das mir die Liveauftritte brachte, kaufte ich mir eine Solina-Orgel, Hohner Strings, einen ARP Synthesizer und einen ARP Sequencer, oft auf Ratenzahlung. So kam eines zum anderen und Ende 1978 wagte ich den Sprung ins kalte Wasser und machte Solo-Auftritte mit Elektromusik. Die Presse war begeistert und so ging das los.

Warum entschieden Sie sich dazu, nicht mehr in Gruppen zu spielen?

Das ist so nicht ganz richtig. Neben meinen Solosachen mit Synthesizermusik gründete sich schon Ende 1979 meine eigene Band "Velvet Universe". Da konnte ich endlich so viele eigene Ideen umsetzen, wie ich wollte. In einer klassischen Rockband-Struktur wäre das nicht gegangen. Stell dir einmal vor: Vor dir sizten ein Schlagzeuger, eine Bassist, zwei Gitarristen udn ein Sängen und ich spiele denen Aufnahmen vor, die im Bandgerät rückwärts ablaufen. Das finden die gar nicht lustig. Und wenn ich das dann auch noch über einen halb-kaputten Verstärker und ein Echogerät laufen lasse, dann ist das ganz aus. Ich hatte eben so meine seltsamen Ideen von ganz anderen musikalischen Klängen. Das war dem sehr ähnlich, was Brian Eno machte, ohne, dass ich das damals wusste oder ahnte. Ich kannte Eno als Musiker nur von seiner Zeit bei Roxy Music und von den Bowie-Alben "Low" und "Heroes", aber nicht als Klangforscher. Klangforschung hat etwas mit Freiheit, mit frei sein, zu tun. Ich sehe das heute so, dass isch im Grunde bei meinen Plänen für die Zukunft frei sein wollte.

Sie werden oft als einer der Impulsgeber der Technomusik in Deutschland genannt, obwohl Sie, soweit ich weiß, niemals Technomusik gemacht haben. Wie kommt das?

Das basiert auf meiner Zeit beim Hessischen Rundfunk von 1984 bis 1986 und stimmt wohl genau so, wie Sie es wörtlich gesagt haben. Aber das führt auch immer wieder zu diesem Mißverständnis. In meiner damaligen Radiosendung "Sounds vom Synthesizer" habe ich zwei Dinge gemacht, die mir heute als Impuls angerechnet werden. Ich hatte eine Nachwuchsförderung ins Leben gerufen und eine fortlaufende Serie im Programm, die "We are producers" hieß. Die Nachwuchsförderung brachte Talente ans Licht, darunter Bands "Camouflage" und "Okay!" und meine Serie zeigte ganz normalen Menschen - Kids, Erwachsenen, Jugendlichen - wie man zuhause mit Homerecording und Computern selbst Musik machen kann und zwar unabhängig von der Plattenindustrie. Uns erreichten immer viele Briefe und dar waren schon einige dabei von Leuten, die man nur wenige Jahre später als Techno DJs kannte und liebte. 1984 gab es im Rhein-Main-Gebiet keine Technomusikszene, fünf Jahre später schon. Richtig ist also: ich habe niemals Techno-Musik gemacht, aber ich habe damals wohl einigen Menschen Impulse gegeben. Ich denke meine Radiosendung war wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Sind Sie jemals mit der damaligen Szene in Berührung gekommen? Wenn ja, wie stehen Sie zu der Musik?

Der Berührungspunkt war meine Plattenfirma Westside Records. Dort traf ich Sven Väth, Michael Münzing (Anm.: von "Snap!"), HP Baxter, die Produzenten Axel Henninger, Achim Völker, Talla2XL. Aber mit denen hatte ich wenig bis gar nichts zu tun. Meine Musik war und ist das nicht, auch wenn ich damals Bands wie "Minestry" oder "Micro Chip League" hörte. Es war aber für mich interessant, einerseits zu analysieren, was diese Leute für eine Musik machten und andererseits ab und an dabei sein zu dürfen, wenn im Studio aufgenommen wurde. Da habe ich auch einiges lernen können.

Heute arbeiten Sie auch mit dem iPhone und dem iPad. Trennen Sie sich da gerne von alten Geräten?

Für mich sind diese alten Synthesizer keine Fetische. Ich benutze sie gerne wenn sie gut sind, wenn sie meinen Ideen nützlich sind, und - jetzt kommt eine wichtige Anmerkung - wenn sie funktionieren. Aber so eine Sammlung, wie ich sie hatte und teilweise noch habe, frisst viel Platz und muss ständig gewartet werden. Einige 'Saurier' habe ich natürlich noch, von ARP, Roland oder Yamaha. Auch unser altes 12-Kanal-Bühnenmischpult von 1979 von Allen + Heath habe ich noch. Und natürlich die Syringe, dieses mystische Instrument, das einst von Bernard Szajner erfunden wurde, obwohl man es heute nur noch mit Jean-Michel Jarre in Verbindung bringt. Diese Laser-Harfe nutze ich auch noch hin und wieder bei Livegigs, denn es ist meines Wissens die einzige Art, mit Licht Musik zu steuern. Ich sage es einmal so: Wenn ich etwas abgebe und ein anderer Mensch Freude damit hat, dann ist das doch auch schön. Gerade habe ich mein MOOD Modular System nach Österreich verkauft und verschickt. Über 60 Kilo schwer. Exakt das klanglich Gleiche kann ich natürlich auch mit meinen Arturia Emulationen am Laptop machen, aber so ein echtes Modularsystem ist natürlich etwas Schönes. Für mich. Aber nicht für meine Frau. Die war froh, als das Ding eindlich weg war.

Was haben Sie für Zukunftspläne? Klaus Schulze hat gerade seinen Bühnenabschied bekannt gegeben, obnwohl er es, wie er sagte, liebte, auf Bühnen vor Publikum zu spielen. Wie lange werden Sie noch auftreten?

Meinen ersten Auftritt habe ich 1976 gemacht, feiere also bald mein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Irgendwann einmal habe ich gesagt, dass ich gerne fünfzig Jahre und jänger auftreten möchte, da bleibt noch ein wenig Zeit für die Fans übrig. Aktuell stelle ich mein Album "Leaves" zusammen, dass im November erscheinen wird. Ursprünglich sollte es am 14.10.14 erscheinen, aber in fliege Ende Oktober in die Türkei und were dort noch einige Originaltöne aufnehmen, so dass ich derzeit davon ausgehe, dass es auch genauso am 14.11.14 erscheinen könnte. Mal sehen.

Ich bedanke mich herzlich für das Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Danke schön

"NON+ULTRA - Line Open": Zurück zu dem Wurzeln und darüber hinaus - Eine Konzertbetrachtung von Sascha Lindemann


Einsam stehen die Insignien im blauen Scheinwerferlicht: Synthesizer mit Namen wie ROLAND, KORG, YAMAHA und MOOG, teilweise Museumsstücke der Siebziger und Achtziger Jahre, teilweise innovative Neuentwicklungen. Nur einer scheint zu fehlen, man schaut sich erstaunt um zu Beginn dieses Konzerts, bei dem bereits die ersten Klänge zu hören sind. Doch dann kommt er, von hinten mitten durch das Publikum: Rainer Sauer. Es ist seine Rückkehr auf die Bühne und zugleich "Die Rückkehr der Synthesizer", wie er es nennt.

Dreieinhalb Jahrzehnte nach seinem ersten Konzert mit Elektromusik, zweieinhalb nach seiner größten Zeit Ende der Achtziger, tritt er wieder zwischen seine Klangerzeuger, von denen er eine Menge mitgebracht hat, und widmet sich doch zuerst den beiden GIBSON Gitarren, die links und rechts neben den Keyboards auf der Bühne stehen, überprüft deren Anschlüsse.

Der Mann, der seit 1991 in Jena lebt und arbeitet, ist heutzutage nicht etwa nur der Verwalter seiner Arbeit früherer Zeiten; seit einigen Jahren entwickelt und arbeitet er wieder an vorderster Stelle in der Synthesizermusik-Szene mit und ist inzwischen auch zu einem international anerkannten Experten für Musik mit APPLE iPhones und dem iPad geworden. Doch nutzt der Musiker seine iPhones und das iPad nur in einem bestimmten Teil seiner Konzerte und spielt ansonsten mit einer imposanten Installation aus rund 20 Synthesizern und noch einmal so vielen Effektgeräten, die er zu einer Art elektronischem Maschinenpark zusammengestellt hat. Rainer Sauer nennt sie "die ewigen Schaltkreise" und aus ihnen erklingt eine Mischung unterschiedlichster Synthesizerklänge, die in Deutschland ihresgleichen sucht.

Der Sound ist mitunter süß, wird dann wieder experimentell-bizarr, eine Art kurzzeitiger Strapaze für die Zuhörer, aus der es bei Sauer aber immer einen klanglichen Ausweg gibt. Ob er damit dem Stigma von "Fahrstuhlmusik" zu entkommen sucht, fragt man sich unwillkürlich, doch er sagt, auch das gehöre zur Elektromusik dazu. Instrumentale Hymnen haben Struktur, erklärt er, aber man müsse, um akustische Grenzen aufzuzeigen und auszuloten, auch einmal klangliche Komplexität und Atonalität a la Karlheinz Stockhausen oder Paul Hindemith präsentieren. So etwas findet man in der populären Musik viel zu selten, meint er, und Sauer erhält für seine Idee sogar Lob von ganz Großen der Musikszene: "Steve Reich asked me to tell you, that he had looked at the piece and many thanks for bringing it to his attention." schrieb ihm in diesem Jahr Andrew Rosner, der Agent der amerikanischen Minimal-Musik Legende.

Akribisch hat Sauer "Die Rückkehr der Synthesizer" über Jahre auf Festivals und Einzelkonzerten vorbereitet als demonstrative Mischung, was man mit analogen und digitalen Geräten, Keyboards, Gitarren und Geräuschen so alles machen kann. Heraus gekommen ist unter dem Titel "NON+ULTRA" eine volltönende Elektromusik-Mixtour durch alle Spielarten des Genres von Tangerine Dream über Jean Michel Jarre und Vangelis bis hin zu Brian Eno. Präsentiert zudem als räumliches Klangerlebnis in Vierklang-Quadrophonie und man merkt dem Gesamtpaket an: hier hat einer seine Obsession massentauglich gemacht.

Rainer Sauer ist inzwischen 55 und spielt seit vier Jahren wieder Elektromusik live, nachdem er die Jahre zuvor entweder Radiohörspiele machte oder aber (wie 2005 und 2006) gemeinsam mit Deutsch-Rocker Heinz Rudolf Kunze auftrat - für eines seiner Hörspiele erhielt er 2001 den "Thüringer Hörfunkpreis" der TLM.

Radio macht er im Übrigen seit 1983 und hatte seinerzeit beim Hessischen Rundfunk mit "Sounds vom Synthesizer" eine Sendung, die zum Kult wurde. Seine illustre Liste der Interviewgäste ist lang und reicht von Mike Oldfield über Klaus Schulze und Howard Jones bis zu Peter Gabriel. Sauer war es auch, der Künstler wie die Gruppe Camouflage ("Love Is A Shield") entdeckte und förderte.

Und genau diese Verbindung ist sein Erfolgsgeheimnis: er ist ein wenig die graue Eminenz der deutschen Elektromusik, weiß was er macht und vor allem, wie man es macht. Konzentriert und trotzdem fast schon cool bedient er sein Instrumente, jeder Zuhörer ahnt, dass ein einzelner Musiker mit zwei Händen und Füßen nicht all die Klänge die man hört live erzugen kann, aber man sieht ihn an den Reglern der Synthesizer, Computer und Sequencer drehen und Tasten drücken und merkt, dass hier einer die Übersicht und Kontrolle über die Klänge und Sounds hat und kein Playback abläuft.

"Die Rückkehr der Synthesizer" ist eine clever gemachte Show eines Künstlers, der in jungen Jahren anfing, sich für seine Sache zu interessieren und heute, da die Synthesizer-Pioniere lange von den Bühnen abgetreten sind, die Elektromusik den Menschen mit viel Liebe und Können zurückbringt. Und das verschafft einigen Zuhörern im Publikum ganz offensichtlich ein großartiges Gefühl.

"NON+ULTRA - Die Rückkehr der Synthesizer" bis Sommer 2014 in Deustchlang live zu erleben, unter anderem in Bochum, Jena, Köln, Hamburg und Frankfurt. Die genauen Termine findet man HIER. Das nachfolgende Video vom "Electronic Circus 2013" hat Thomas C. Brück aufgenommen.

Was Lou Reed mit Elektromusik und Augmented Sounds von Rainer Sauer zu tun hat


Ohne Lou Reeds Band The Velvet Underground hätte es niemals den Bandnamen Velvet Universe gegeben. Über "Walk On The Wild Side" war ich 1973 auf Lou aufmerksam geworden. Schnell besorgte ich mir die Musik der Band und stieß auf einen merkwürdigen Song des Albums "White Light / White Heat". Er hieß "the Gift" und während auf dem einen Kanal Lou Reed die tragische Kurzgeschichte von Waldo Jeffers* erzählte, spielte die Band auf dem anderen Kanal dreckig-rockige unperfekte Musik.

Trotz des sperrigsten Werks erkannte ich das Potential. Man konnte also tatsächlich Musik machen, die nicht vollkommen perfekt war und sie trotzdem auf Platte veröffentlichen. Das war eine neue Freiheit für mich.

Fortan machte auch ich manchmal Elektromusik, die experimentell-instrumental war - zwar nicht ganz so radikal, wie es Reed 1975 auf "Metal Machine Music" aufgezeigt hatte (Zitat vom Cover: "No Synthesizer, No ARP, No Panning, No Phasing"), aber immerhin eine Art Strapaze für jeden darstellt, der den Mut aufbrachte, es sich zu Gemüte zu führen...und anschließend mit mir darüber zu reden, weshalb ich dies und das gemacht hatte.

Später übernahm ich Lou Reeds Art der Beschreibung des verwendeten Equipents auf "Metal Machine Music" und empfehle das Album bis heute allen Leuten, die mich fragen, weshalb man Elektromusik auch ohne Synthesizer machen kann.

Außerdem wären für mich Augmented Sounds, so wie ich sie heute mache, ohne Lou Reed und Brian Eno so nicht vorstellbar.

Hier sind meine Top 5 der Lou Reed Songs:

1. "Walk on the Wild Side" (aus: "Transformer" / 1972)

2. "Perfect Day" (aus: "Transformer" / 1972)

3. "Sweet Jane" (aus: "Loaded" / 1970)

4. "The Gift" (aus: "White Light / White Heat" / 1968)

5. "Waiting for the Man" (aus: "The Velvet Underground & Nico" / 1967)

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* = Die Erzählung handelt von Waldo Jeffers, einem verliebten jungen Mann, der eine Fern-Beziehung mit seiner College- Freundin Marsha Bronson führt. Zwar hatten sich beide ewige Liebe geschworen, doch Waldo ist zunehmend besorgt, dass Marsha ihm vielleicht doch nicht so treu ist, wie sie es ihm versprochen hatte. Und in der Tat lebt diese im fernen Wisconsin ein alles andere als sittsames Leben, wovon Waldo allerdings keine Kenntnis hat.

Also spart er Geld um Marsha in Wisconsin zu besuchen. Da es aber für eine Bus- oder Bahnreise nicht ausreicht, schmiedet Waldo Jeffers einen - wie sich noch zeigen wird - todsicheren Plan. Er versendt sich selbst mit der Post in einem großen, gepolsterten Karton. Waldo ist sogar davon überzeugt, Marsha eine riesengroße Überraschung damit zu bereiten, wenn er am Ende aus dem Karton springen und vor ihr stehten wird.

Als das Paket geliefert wird, lässt Marsha zusammen mit ihrer Freundin Sheila gerade das vergangene Wochenende Revue passieren, an dem sie mit einem Mann namens Bill geschlafen hatte. Als das Paket ins Haus getragen wird, ist Waldo ganz aufgeregt, wie es Marsha gelingen wird, das Paket zu öffnen. Und in der Tat ist dies ein schwieriges Unterfangen.

Marsha holt schließlich dem Keller eine große Blechschere und mit dieser öffnet Sheila das Paket, in dem sie mehrmals durch den Deckel sticht und dabei Waldos Kopf trifft, aus dem sich anschließen das Blut in kleinen Fontänen sprudelnd in die gerade aufgehende Morgensonne ergießt.

"El Duende. Das ist der Geist, der die Musik durchdringt!": Rainer Sauer beim "Electronic Circus 2013" in Gütersloh

Rainer Sauer kam als Science-Fiction- und Weltraumfahrt-Fan zur Elektronischen Musik - vor beinahe 40 Jahren war das. Gerade einmal 15 Jahre alt, baute er sich seinen ersten eigenen Synthesizer, mit 25 hatte er eine Schallplatte in den MELODY MAKER Charts, mit 35 war er von West- nach Ostdeutschland gezogen um dort Neues zu entdeckenn, mit 45 trat er mit Heinz Rudolf Kunze auf und machte literarisches Kaberett und nun, im Alter von 55 Jahren, ist er wieder fest in der Elektromusik verwurzelt. Mike Hiemann traf ihn in Essen im "Hotel Franz", wo er sich auf drei Mini-Gigs beim Ambient -und Elektromusik-Festival "Electronic Circus" vorbereitete und führte ein interessantes Gespräch mit ihm.

(Zum Aufruf der Offitziellen Webseite von Rainer Sauer bitte auf das Foto klicken!)

MH: Sie waren vor Kurzem bei der "Star Wars Celebraton Europe" in Essen auf Einladung der Veranstalter. Jetzt sind sie wieder in Essen und proben für den "Electronic Circus" Anfang Oktober in Gütersloh. Gibt es eine Verbindung zwischen Science-Fiction-Filmen und Elektromusik?

Sauer: Diese Verbindung gibt es schon seit vier Jahrzehnten. Mag sein, dass durch die Entwicklung neuer Sounds heute alles für die Menschen ein wenig interessanter geworden ist.

Aber hat sich nicht auch die Firmmusik an sich verändert. Ich meine damit nicht nur, dass heute Leute wie Anthony Gonzalez von M83 den Soundtrack für "Oblivion" macht sondern, dass ganz allgemein die Rolle des Sounds im Film gewachsen ist.

Science-Fiction-Filme haben überhaupt nichts mit Elektronischer Musik zu tun. John Williams hat für "Star Wars" noch nie etwas elektronisches komponiert. Und "Clockwork Orange", bei dem Wendy Carlos die Synthesizermusik komponierte, ist für mich auch nicht wirklich ein Science-Fiction-Film. Er handelt im Grunde nur von der heutigen Gesellschaft. Und Leute wie Trent Reznor machen Synthesizermusik für ganz normale Filme wie "The Social Network" oder "Verblendung". Es ist doch so: man kann keine Filmmusik machen, wenn man nicht an ihr aktiv mit seiner Phantasie in der heutigen Welt arbeitet. Aber natürlich gibt es immer wieder gelungene Beispiele für Elektromusik in SF-Filmen. "Tron Legacy" mit dem Soundtrack von Daft Punk ist so ein Beispiel. Aber der Sound ist wichtig, da haben Sie recht. Über den Sound, egal ob Grundsound oder Spezialeffekte, kann ein ganzen Film getragen werden. Ich habe gerade "Zero Dark Thirty" gesehen, ein Film, der nahezu ohne Musik auskommt, aber beeindruckende Soundeffekte hat. Einzigartige Klangbilder sind das.

Wie beeinflußt Ihrer Meinung nach Elektromusik unsere gegenwärtige Zeit?

Auf vielfältigtse Weise. Der eine Mensch konsumiert sie, ohne nachzudenken. Einen anderen bringt sie in gute Stimmung. Ein dritter will so etwas auch machen können und da gibt es heute ja so viele Möglichleiten dazu. Über DJ Konsolen und PCs, ganz traditionell über Keyboardunterricht, via iPhone und iPad. Als ich zehn Jahre alt war, habe ich den Mond über die Mondlandungen der Amerikaner kennen gelernt. Später den Mars durch die Landung der Viking-Lander. Wenn man erwachsen wird, beschließt man die Welt zu entdecken, daran mitzubauen. Auf den Mond oder den Mars zu gelangen war mir unmöglich, aber einen Synthesizer zu bauen, das ging gerade noch so.

Weshalb waren Sie auf der "Star Wars Celebration"?

Um die Helden meiner Jugend zu treffen, Carrie Fisher, Mark Hamill. Und natürlich Ben Burtt, den Sound Guru hinter allen "Star Wars"-Filmen. Ich hatte ein "Meet-And-Greed" mit ihm. Das ist einer, der hatte Sound-Visionen, lange bevor Hollywood es bemerkte. "Star Wars" Episode IV lief doch blendend, brachte Millionen von Dollar ein. Aber auf den Sound von Filmen hat man sich erst Jahre später konzentriert, obwohl das Publikum für gute Ideen immer offen war und es auch heute noch ist. THX von George Lucas wäre ohne Ben Burt wohl niemals so geworden und hätte Dolby Surround und andere Sound-Techniken niemals so beeinflusst. Ich bin ja selbst Klangforscher und habe das schon von dreißig Jahren gemacht, als ich kurzzeitig mit Armin Stöwe an dessen "OCTON" System mitarbeiten durfte und trotzdem war da schon Ben Burtt eine Legende.

Sind Sie ein großer "Krieg der Sterne" Fan?

Doch schon. Aber bei weitem nicht so sehr, wie meine älteste Tochter. "Krieg der Sterne" ist natürlich eine Kriegsgeschichte, mit allen Konsequenzen, aber er bereitet großen Spaß, weil Menschen es gerne sehen, wenn etwas in die Luft gesprengt wird, ohne dass wirklich jemand dabei stirbt oder sich weh tut. Außerdem bin ich ein "77er", habe also schon damals Episode IV im Kino gesehen.

Wie kamen die Veranstalter darauf, Sie einzuladen?

Ich denke, das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass ich Musik auf dem iPad und dem iPhone mache, was ja nach wie vor etwas exotisch ist. Oder weil ich mit meinem "Oskar Sala Institut für Klangforschung" mit Leuten soundtechnisch zusammenarbeite, die Videospiele weiterentwickeln. Aber im Grunde habe ich keine Ahnung, weshalb es wirklich dazu kam. Ich habe mich allerdings sehr darüber gefreut...vor allem, als ich mitbekam, wie teuer die Drei-Tages-Tickets waren.

Bauen Sie heute noch Synthesizer?

Bauen im physischen Sinne: Nein. Bauen im konstruktiven Sinne: Ja. Synthesizer Hardware lasse ich mir inzwischen in Großbritannien herstellen in den GDA Labs, aber für "Tone2" zum Beispiel wirke ich auch an der Konstruktion von Software-Synthesizern mit. Nach dem "Saurus" und dem "RayBlaster" setzen Bastiaan van Noord und Markus Krause nun auf "Nemesis" als neue Soundinnovation. Daran arbeite ich derzeit zusammen mit anderen Leuten mit. Man muss immer am Puls der Zeit bleiben und für alles offen sein. Auf dem "Electronic Circus" kann man schon einige "Nemesis"-Sounds erleben, was sehr exklusiv ist, denn der Synthi wird erst Ende des Jahres zu kaufen sein.


Aber braucht man immer neue, andere Synthesizer?

Bräuchte man sie nicht, würden sie die Menschen nicht kaufen. Wenn man derart total von Technik, von Technologien und Computern umgeben ist, wie in der heutigen Zeit und es mittendrin keine Fortentwicklung gibt, dann entsteht in der Seele ein schrecklicher Hunger nach etwas Neuem. Man sagt sich: Da fehlt doch etwas, für mich, für meine Musik - was kann das sein? Die Artikulation dieses Bedürfnisses sieht man in Geräten wie dem iPad und wenn ich etwas dazu beitragen konnte, es als Musikinstrument populärer zu machen, dann freut mich das. Aber Technik ohne Seele ist nichts. Im Spanischen gibt es den Begriff des "El Duende", das ist der Geist, der die Musik durchdringt. Den muss man bei jedem Klanginstrument finden, auch eine Violine ist nichts in den Händen eines Menschen, der sie nicht spielen kann.

Was bringen Sie zum "Electronic Circus" an Geräten mit?

Ich habe meine iPhones und iPads dabei, außerdem die Software-Synthis von Tone2, an denen ich mitgearbeitet habe, dann das Phototron, ein Soundmodul aus den GDA Labs und außerdem etwas ganz Besonderes aus dem Hause Waldorf, was es nur ein einziges Mal auf der Welt gibt. Einen Prototyp mit der Seriennummer 00001. Lassen Sie sich überraschen.

Wie weit sind Sie mit Ihren neuen Musikalben. Ich hörte, dass es eine Trilogie geben soll? 

"MOODS" ist fertig und ich habe bereits die ersten CD-Exemplare auf der "Star Wars Celebration" weitergegeben. Beim "Electronic Circus" kann man für 20 Euro schon eine exklusive "DeLuxe Edition" kaufen, aber das Album selbst erscheint erst im Dezember 2013 offiziell. In Kürze beginnt die Arbeit am zweiten Album "LEAVES", das im Herbst nächsten Jahres veröffentlicht wird und 2015 folgt mit "CATS" der letzte Teil der Trilogie. Im Moment habe ich noch ein Angebot, an einem Album über Musik zu Kurzgeschichten des unlängst verstorbenen SF-Autors Ray Bradbury mitzuwirken und ich selbst plane für das nächste Jahr ein Projekt mit einigen deutschen Elektromusik-Legenden, zu dem ich aber noch nicht viel sagen möchte.

Für die Fans Ihrer früheren Band VELVET UNIVERSE gab es vor einigen Wochen auch gute Nachrichten. Es hieß, es solle ein neues Album geben.

Ich sagte vor einigen Jahren, dass zukünftige Projekte von VELVET UNIVERSE eher unwahrscheinlich wären. Inzwischen hat Thomas Kapke, mein früherer Partner, wieder Kontakt mit mir aufgenommen und ich habe nicht mehr das Gefühl, dass wir aneinander vorbei denken, was musikalische Ebenen betrifft. Es ist immer gut, sich eine Zeit lang zu trennen und verschiedene Dinge auszuprobieren. Das heißt ja nicht,  dass eine Sache für immer und ewig weggepackt werden muss. Also halte ich es heute nicht mehr für unwahrscheinlich, dass er auf der neuen Platte "Return To The Universe" zu hören sein wird. Es ist doch so: Wir haben in den 1980er Jahren viel gemeinsam gemacht, aber dann - wie das in vielen Bands der Fall ist - gingen wir getrennte Wege. Nahezu  jeder hat das schon einmal getan. Und machmal kommt man auch wieder zusammen. Erst einmal kann man ab Oktober aber das erste VU-Vinylalbum "Voyager" von 1981 wieder kaufen, frisch gepresst sozusagen, und dazu gibt es als "Special Edition" auch noch die CD-Remaster-Version mit dazu. Beim "Electronic Circus" biete ich das Paket zum Sonderpreis von 25 Euro an. Mal sehen, wie es ankommt.

"Return To The Universe": Die Synthesizer-Rock-Band VELVET UNIVERSE kehrt 2014 mit neuem Album und alter Stärke zurück


Ruhig war es geworden um Rainer Sauer und seine Mannen vom VELVET UNIVERSE, nachdem 1994 mit dem Album "Live Across The Universe" Schluss war und die Band sich auflöste. Ein für das Jahr 1999 vorgesehenes Album mit Titel "Moondawn 2000" konnte zuerst aus rechtlichen Gründen nicht erscheinen (die Plattenfirma METRONOME hatte darauf bestanden, dass für den Albumtitel "Moondawn" ein Copyright zugunsten Klaus Schulzes besteht) und wurde später von Rainer Sauer in einer überarbeiteten Version unter dem Titel "Moon Mirror" als Solo-Album veröffentlicht.

Dazwischen hatte sich die Synthesizer-Rock-Band aus Hessen mit Produktionen wie "Uebersicht" (1979), "Tears / The Story Of Atlantis" (1980), "Voyager" (1981), "Enigmas / Future Impressions (1984), "Technotice" (1986 als 'Rough Mix'), "Contact" (1989) und eben dem Live-Album von 1994 durchaus einen Namen in der internationalen Musikszene gemacht. 

Gegründet im Sommer 1979 von Rainer Sauer und seinem Freund Axel 'Pino' Grzybowsky (heute bekannt als DJ "Dr. Scissors") und Anfang 1980 erweitert um den Gitarristen Thomas Kapke, addierten sich später nachund nach die Schlagzeuger Seppl Niemeyer und Michael Schlundt, der Bassist Martin Latham und zeitweise sogar Christopher Franke von TANGERINE DREAM zum Band-Line-Up. Gerüchte, Mike Oldfield hätte am 1981er Album "Voyager" mitgewirkt, da auf dem Plattencover eine handschriftliche Widmung Oldfields zu lesen war, halten sich zwar bis heute, wurden aber von Sauer stets dementiert.

Nun kommt Bewegung in die Bandhistorie, denn Rainer Sauer hat vor Kurzem auf Twitter verkündet: "Es könnte sein, dass es Ende 2014 ein VELVET UNIVERSE Album gibt. / It could be that there is a VELVET UNIVERSE album at the end of 2014." Tim Schwarz fragte telefonisch bei ihm nach, was es mit diesem Tweet auf sich hat.

F: Meintest Du mit Deiner Nachricht "ein" Album oder "ein neues" Album?

S: Wenn, dann wird es ein neues Album sein.

F: Wer macht dabei mit und wie kam es zur Reaktivierung von VELVET UNIVERSE?

S. Die Bandmitglieder stehen noch nicht endgültig fest, aber ich denke, sie werden dem einen oder anderen Fan nicht unbekannt sein. Sprich: man kennt sie aus früheren Alben von VELVET UNIVERSE. Da passt Dein Begriff "Reaktivierung" ja ganz gut, denn einige der alten Bandmitglieder sind ja schon nicht mehr aktiv heutzutage. Allerdings gehe ich davon aus, dass Seppl mit dabei sein wird und mit Thomas stehe ich in Kontakt, dass er - wie auch immer - daran mitwirkt. Außerdem gibt es ein paar deutsche Musiker, mit denen ich derzeit zusammenarbeite, bei denen ich mir eine Mitwirkung ebenfalls vorstellen könnte. Man sollte sich überraschen lassen.

F: Gibt es schon einen Titel für das neue Album und ein Veröffentlichungsdatum?

S: Der Arbeitstitel ist "Return To The Universe" und es soll im Dezember 2014 erscheinen. Klappt dies nicht, weil sich die Produktion länger hinzieht als jetzt abzusehen, dann ziehe ich das Best-Of-Album "Across The Universe" vor. Alle Titel dafür sind schon remastered und teilweise sogar remixed und es könnte jederzeit erscheinen. Entweder kommt es 2015 oder eben schon im Dezember 2014.

F: Wie hat sich die Musik der Band musikalisch verändert?

S: Das kann man so genau gar nicht sagen. Natürlich habe ich noch fast alle analogen Musikinstrumente der guten alten Zeit und ich habe mir extra für das neue Album unser einstiges Allen/Heath Mischpult wieder besorgt, damit alles, wenn es denn so sein soll, wieder so klingen könnte, wie in den 1980ern. Aber natürlich gab es in den Jahren bis heute das eine oder andere Instrument, den einen oder anderen digitalen Synthesizer, der mit dabei sein wird. Schon auf "Technotice" und "Contact" gab es ja polyphone Synthies von ROLAND, MOOG, YAMAHA oder KORG und das ist ja auch Teil unseres ganz speziellen Sounds. Aber ich denke schon, dass die Auszeit von beinahe zwanzig Jahren dem neuen Album gut getan hat. Für mich knüpft es an frühere, klangvolle Phasen an.

F: Nenne doch ein paar alte Geräte, die ihr bei dem neuen Album einsetzen werdet?

S: Die MOOGs und ARPs, die CR-78 von ROLAND und die DDM-110 von KORG als Rhythmusmaschinen, den EMS VCS3 und natürlich die HOHNER String Melody, die ganz wesentlich unseren Sound der frühen VELVET UNIVERSE Produktionen ausgemacht hat.

F: Dann viel Glück mit dem neuen Album.

S: Ja, danke.

"Ich denke: 'Augmented Sounds' sind eine logische Entwicklung innerhalb der Elektromusik": Rainer Sauer im MusikMesse Interview 2013


Herr Sauer, auch wenn viele Menschen, die sich für Synthesizer- oder Technomusik in Deutschland und weltweit interessieren, Sie und ihre Musik noch nicht wirklich kennen, sind Sie doch schon sehr lange in der Szene aktiv. Wann haben Sie angefangen, Musik zu machen und war das gleich elektronische Musik?

1974 habe ich angefangen, eigene Musikstücke zu spielen und weil ich damals weder Gitarre noch Keyboards spielen konnte, war es in der Tat so eine Art von elektronischer Musik. Man darf aber nicht vergessen, dass mich diese Musik schon als junger Mensch sehr fasziniert hat und 1972 kannte ich bereits die ersten Alben von Kraftwerk, die Musik von Walter Carlos, Bands wie Cluster oder Emerson, Lake and Palmer und natürlich "Popcorn", den damaligen Synthesizer-Welthit. Später habe ich Gershon Kingsley, dem Komponisten von "Popcorn", dessen Kurzweil 250 Computer Keyboard abgekauft (Anmerkung: siehe Foto oben):

Also eigentlich eine logische Entwicklung.

Auf jeden Fall...also in meinem Fall...nicht unlogisch.

Diese Entwicklung setzte sich später fort mit den Bands, in denen Sie mitwirkten, und als Moderator der Sendung "Sounds vom Syntheiszer" beim Hessischen Rundfunk. Erzählen Sie uns etwas darüber.

Meine erste Band hieß "Melvin Dawson And Friends" und war eine Folk-Rock-Band. Aber schon die zweite names "April" hatte elektronische Klange im Repertoi und ich habe mit Tapes gearbeitet und bei unseren Live-Gigs kleine Sound-Gimmicks eingespielt. Das war 1977. Ich war halt schon immer ein großer Fan von dem, was Brian Eno gemacht hat, der ja bei "Roxy Music" mit solchen Dingen angefangen hatte. Danach gab es "Empty Sky", dort habe ich Synthesizer und Keyboards und Gitarre  gespielt und dann kam es schon zur Gründung von "Velvet Universe." Damit waren wir zwischen 1981 und 1985 recht erfolgreich in Deutschand, Italien, England und den USA und diese Mischung aus praktischer Musikerfahrung, theoretischem Wissen und meiner journalistischen Arbeit, denn damals habe ich für drei Zeitschriften gearbeitet und z. B. Interviews gemacht, fürhte dann zu dem Job bei hr3.

Sie haben ja schon die unterschiedlichsten Menschen interviewt und getroffen: Jean Michel Jarre, Mike Oldfield, Tangerine Dream, Ash Ra, Klaus Schulze, Michael Rother, Synthipop-Musiker wie Propaganda, Howard Jones und so weiter. War Eno auch schon dabei?

Weder Eno noch Bono. (Sauer lacht!) Aber das ist ja auch gar nicht notwendig. Wenn er mit mir reden will, dann wird er schon kommen. (Sauer lacht noch mehr!)

Aber er hat sie schon schwer beeindruckt.

Mit allem, was er gemacht hat. Es ist unbeschreiblich. Er ist als Mensch und Musiker gleichermaßen faszinierend.

Stichwort "Ambient Music".

Genau. Ambient Music war eine Notwendigkeit der 70er und 80er Jahre. Brian Eno hat dies als erster erkannt. Neben gebrauchsorientierter Elektromusik und experimenteller war die Ambient-Komponente eine Erweiterung der Funktionalität. Anders als z. B. Elektronik-Rock, bei dem man Rockelemente mit Elektromusikparametern gemischt hat, Das ist ein Bastard, während Ambient Musik unschuldig und rein war. Selbst heute gibt es ja noch die im Grunde klassichen Elektronik-Rockmusiker wie etwa Project Pitchfork. Das ist nichts Neues, denn solche Sounds haben vor zwanzig Jahren schon Ministry auf ihrem Album "Twitch" gemacht. Aber Ambient Music hat sich entwickelt, hat die ganze meditative Richtung der Elektromusik angeschoben, hat etwas bewirkt. Die Ansätze und Intentionen von Eno waren da schon vollkommen richtig und wichtig. Aber heute macht er ja etwas ganz anderes mit seiner Generative Music. Elektromusik, die sich selbst erzeugt nach dem Chaos-Prinzip aus einer Vielzahl von Vorgaben.

Sie arbeiten an einer Musik, die Sie "Augmented Sounds" nennen, abgekürzt "AS". Der Begriff der "Augmented Reality" hat sich im Internet bereits etabliert. "AR" ist - soweit ich das verstanden habe - die physische, reale Umgebung, deren Elemente durch computer-generierten sensorischen Input wie Klang-, Bild- oder GPS-Daten ergänzt wird. Was darf man unter "AS" verstehen?

Heutzutage wird die allgemeine Wirklichkeit durch eine - ich nenne sie einmal - vermittelte Wirklichkeit ergänzt. Es wird also unsere Sicht der Wirklichkeit geändert, "augmented" sagt der Amerikaner, also vervielfacht. Das verbessert die eigene aktuelle Wahrnehmung der Realität. Im Gegensatz dazu ist die virtuelle Realität eine Simulation der realen Welt mit allen ihren Nachteilen. Ein einfaches Beispiel: Während man fernsieht werden häufig unten im Bild Nachrichten eingeblendet, die unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit beeinflussen: Sportergebnisse, der Tod eiens Menschen, Naturkatastrophen und so weiter. Das ist keine virtuelle Realität wie "Second Life" oder "World Of Warcraft" sondern eine erweiterete, vervielfachte Wahrnehmung der Wirklichkeit. Google geht mit seiner Brille ebenfalls den Weg, dem Träger Objekte, Daten, Informationen über die Umgebung interaktiv zu liefern. In Autos werden Infos oder Navigationshilfen auf die Frontscheibe gespiegelt. Und ich liefere dem Hörer eben ein erweitertes, vielfältiges Klangbild: "Augmented Sounds". Dabei bekommt das Ohr ein Vielzahl von akustischen Zusatzinformationen zum aktuellen Klang oder der Musik. Ich habe für mein neues Album "Moods" einen Titel aufgenommen, der "Wide Angel And Zoom" heißt und eine Hommage an Brian Eno ist. (Sauer lacht!) Schon wiedr Eno - ja, ich weiß...jedenfalls verändern sich zwei Klangschleifen der 'Buddha Machine' gegenläufig als 'Augmented Sound' über verschiedenste Wege vom Kunstkopf-Klang über ein Stereo-Abbild zum monoauralen Klangbild. Dabei weitet sich der für das Ohr zu hörende Raum ständig von einem kleinen Zimmer in eine riesige Halle. Es ist im Grunde ganz einfach, mit unterschiedlichen Klangräumen die reale Welt zu überlagern. Ich denke: "Augment Sounds" sind eine logische Entwicklung innerhalb der Elektromusik.

Derzeit sind Sie in Frankfurt am Main bei der MusikMesse. Wie wichtig ist so eine Veranstaltung für Sie?

Es ist ein Pflichtermin, den ich seit 1979 immer wieder gerne wahrnehme. In den 80er Jahren war ich sogar einmal bei der Messegesellschaft angestellt und habe Vorträge gehalten. Ich habe hier in Frankfurt schon früh Leute wie Adrian Wagner getroffen, Peter Vogel oder den gerade verstorbenen Reinhard Lakomy, habe gemeinsam mit Christopher Franke oder Patrick Moraz Messerundgänge gemacht und im letzten Jahr zum Beispiel mit Bernd Kistenmacher. Als jemand, der bis 1991 in Frankfurt am Main gelebt hat, war und ist es obligatortisch die MusikMesse zu besuchen. Mit dem schweizer Filmemacher Andreas Henkel habe ich in den 1990ern sogar einen kleinen Dokumentarfilm über die Messe gedreht. Es ist erstaunlich, was damals angesagt war und heute schon fast vergessen ist. Faszinierend!

Vor einiger Zeit haben Sie im Radio erzählt, sie möchten gerne einmal nach Wolperath fahren, dorthin, wo das Tonstudio von Conny Plank war, und dort etwas aufnehmen. Waren Sie schon dort und was ist das für eine Aufnahme?

Meine Frau und ich fahren im Mai nach Köln um dort Freunde zu treffen und ein wenig auszuspannen. In Köln nehme ich auch zwei Musiktitel auf. Und in der Tat werde ich dann nach Neunkirchen-Seelscheid zur Hennefer Straße 19 fahren, da steht inzwischen ein neues Haus, aber die Landschaft drumherum ist immer noch so wie früher und gegenüber dem ehemaligen Studiogelände gibt es einen kleinen Wald und da mache ich einige Kunstkopf-Aufnahmen der Natur und die kommen dann als Bonus auf das "Moods"-Album mit dazu. Sozusagen "The Nature Of Connys Studio".

Da Sie gerade selbst die "Buddha Machine" erwähnt haben: Was verbirgt sich hinter diesem Mysterium? Auf der MusikMesse findet man das nicht. Immerhin soll Brian Eno gesagt haben, dass diese Maschine die Welt verändern könnte.

Wie bei vielen anderen Äußerungen von Eno muss man auch das relativieren. Die "Buddha Machine" ist eine Erfindung der beiden chinesischen Musiker und Performancekünstler Zhang Jian und Christiaan Virantonen. Sie sieht aus wie ein kleines Transistorradio und verbreitet nach dem Einschalten tatsächlich den Charme dieser Geräte aus den späten 60er Jahren. Jeder von uns hatte als Kind wohl einmal so einen Transistorempfänger und tatsächlich knarzt, fiept und dröhnt es, wenn man den Lautstärkeregler andreht. An der Seite der "Buddha Machine" ist ein Schalter, durch den man zwischen neun verschiedenen Klangschleifen hin- und herschalten kann. Teilweise kann man auch noch die Tonhöhe verändern. Es ist auf jeden Fall ein schönes kleines Audiogerät um damit Klangebenen zu erzeugen. Ob es die Welt verändern kann, das weiß ich nicht. Brian Eno hat auf jeden Fall acht solcher Klang-Maschinen, eine Kunstgalerie in Rom installierte 2010 fast tausend "Buddha Machines" an ihren Wänden um so eine transzenentale Atmosphere zu erzeugen. Man kann mit den Geräten also viel machen. Allerdings scheint es nur ein Gerücht zu sein, dass sich der Geist von Buddha im Innern der "Buddha Machines" versteckt.

Wie viele "Buddha Maschinen" haben Sie und benutzen Sie die auch bei Ihren Konzerten?

Ich besitze vier. Eine von jeder Generation, die bis heute veröffentlicht wurde und alle vier nehme ich im Moment auch mit auf die Bühne. Es ist schon ein Kangerlebnis, wenn gleichzeitig aus jeder Seite der 4-KLANG Soundebene eine dieser Maschinen zu hören ist. Aber ich habe ja auch andere Maschinen auf der Bühne. Zum Beispiel den "Electronic Hindu", eine digitale TablaMachine mit Sitar-Expander oder die "Bach Maschine", eine Erfindung von mir, die live kleine schöne Komposition aus dem unermesslichen Repertoi von Bach-Melodien generiert, die als kleiner Gag mit den Geräuschen eines fließenden Bachs unterlegt sind. Also man kann schon sagen, dass ich Generative Musik mag.

Wie kommt man auf so eine Idee, eine "Bach Maschine" zu erzeugen?

Ich habe schon immer elektronische Geräte erdacht und gebaut. Als Jugendlcher habe ich mir meinen ersten Synthesizer selbst gebaut, weil ich kein Geld hatte, mir einen - in Anführungsstrichen - "richtigen" Synthesizer ztu kaufen. 1980 habe ich dann eine kleine Entwicklungsfirma mit Cassettenlabel gehabt, namens "Electronic Conceptions" oder ELECON. 1986 hieß das Ganze dann "Digital Musical Sounds" / DMS und ich arbeitete mit Kosta Kostis zusammen z. B. auf der MicrocomputerMesse in Frankfurt, Dort stellten wir die ersten Digital Drums für den COMMODORE 64 Homecomputer vor und ein MIDI-Mini Interface, Außerdem habe ich da schon Sounds entwickelt für den COMMODORE 64 SoundSampler. "50 Sounds To Feed Your Samper" hierß dass damals. Und auch heute noch arbeite ich mit Firmen zusammen wie Tone2. Da gibt es ja sogar einen Software-Synthesizer, der "Saurus" heißt. Die Idee zur "Bach Maschine" kam mir schon in den 90er Jahren, aber erst vor etwa drei Jahren habe ich Leute gefunden,d ie meine Ideen in Hardware umsetzen konnten. Zu kaufen gibt es das aber nicht. Nur live zu hören.


Das Interview führte Tim Schwarz © 2013 für "Rhein Main Radio". Fotos © photomana. Rainer Sauer ist noch bis zum 13. April 2013 auf der Frankfurter Musikmesse. Unter anderem am Stand von "Best Service Software".Im Laufe des AJhres tritt Rainer Sauer wieder live auf im Rahmen seinr "Non Plus Ultra"-Tour, unter anderem in Frankfurt, Köln, Hamburg , Jena und Gütersloh.

Eine kleine Führung durch die Welt der APPLE iPad App Synthesizer - Teil 1: Der ARTURIA "iMini"

Die "iMini" App von ARTURIA für das APPLE iPad ist im März 2013 erschienen und hat alles Gute, was man von der ARTURIA PC/Mac-Software Emulation des MiniMoog her kennt.


Ideal ist, dass man die gängigen ARTURIA Keyboard-Tastaturen von "ThePlayer", "TheAnalogFactory" und "TheLabroratory" problemlos über das Camera Connection Kit (= USB-Anschlussmöglichkeit) an das iPad anschließen kann und sie dann sofort vom iPad bzw. der "iMini"-App erkannt werden.


So kann man den "iMini" auf einfachste Weise über eine Hardware-Tastatur steuern und über die MIDI-Lernfunktion der App kann man zusätzlich jeden der Hardware-Drehregler einem "iMini"-Drehregler zuordnen.


Das ergibt eine ideale Möglichkeit zum Bühneneinsatz des "iMini" mit dem gewünschten fetten Moog-Sound. Da ist die Original MOOG "Animoog"-App schon wesentlich sperriger im Live-Einsatz.


Kompliment an ARTURIA und hier folgt noch ein kleines Video von der Arbeit mit dem "iMini"-Moog und einer ARTURIA Hardware-Tastatur von "ThePlayer25".


Rainer Sauer, Jena
im April 2013

(HINWEIS: DIese Bewertung und Rezension ist auch im AppStore von APPLE iTunes erschienen!)