ANALOGES EQUIPMENT der 1980er Jahre: Für die "Sounds vom Synthesizer" machte ich 1985 eine Mini-Radioserie unter dem Titel "We Are Producers". Da hatte ich schon meine Erfahrungen mit Enberhard Panne im Tonstudio Panne & Paulsen gemacht, als eigener Produzent (u. a. mit der Gruppe "Rentryd") und natürlich mit meinen eigene Projekten, die ich immer selbst produzier hatte. Hinzu kam das, was mit Musiker über das Produzieren erzählt hatten.
Im eigenen "Edge-Of-The-Hedge" Studio in Frankfurt-Fechenheim gab es bereits eine Revox A 77 2-Spur Mastermaschine mit 38cm/Sek., einen TEAK 4-Spur Recorder und diverse Bandmaschinen und Tapedecks. Zu diesen Geräten kam im Sommer 1983 das neue YAMAHA Personal Studio Multitracker System (die exakte Gerätebezeichnung lautete: YAMAHA Personal Studio System: MT44 Multi Track Cassette Recorder + MM30 Portable Mixer + RB30 Rack + PB44 Patchbay). Das Ganze strahlte einen grau/silber an und wurde für einige Jahre mein ganz persönliches Homestudio in meiner Wohnung über dem Studio, wenn ich nicht in das EOTH gehen konnte oder wollte.
Das YAMAHA System spielte auch eine große Rolle in meiner "producers"-Radioserie, denn die Aufnahmequalität war für ein so bescheidenes Multitrack-Instrumentarium bei nur 4,75cm/Sek. (inkl. Pitchveränderung um +/- 10%) erstaunlich gut.
Technisch gesehen bestand dieses Sytem aus einem 4-Spur CompactCassetten Aufnahmegerät mit Bandzählwerk, variabler Geschwindigkeit und Dolby B oder Dolby C (= Rauschunterdrückung: 63 bzw. 67 dB), einem 4-Kanal Mischpult mit eingebautem Federhallgerät und 7-Band-Equalizer (grafisch) und das alles eingefasst in einer schicken Rack-Unit, bestehend aus der RB30 Pulthülle, einer Patchbay für Mono-Klinkenkabel und Chinch-Kabel (PB44) sowie der Aufbewahrungsbox für diverse CompactCassetten.
Mit seinen Maßen (Breite = 52,5 cm / Höhe = 19,5 cm / Tiefe = 52 cm) war das ganze Rack wirklich kompakt und auf Reisen konnte man das MM30 Mischpult sogar auf den MT44 stellen und so die wichtigsten Aufnahmefunktionen direkt steuern.
Alle vier Kanäle konnten gleichzeitg aufzeichnen und waren als LED-Display am Mt44 ausgeführt. Ein Reset-Schalter stoppte auf der "000" im Bandwählwerk und die Steuerung des MT44 erfolgte entweder durch die Kontakttasten an der Vorderseite, die den Motor starteten und den Tonkopf gleichzeitig servomechanisch nach oben schoben ("Feather Touch, Full Logic Control"), oder mit der optionalen Fernbedienung RC10.
Digitales Equipment der 1980er Jahre: Für die Produktion des Gavand Art Albums "Run" von November 1986 bis März 1987 setzte ich erstmals einen Sony DAV EV-S700 Video8 Recorder mit Multi PCM Aufzeichnungsmöglichkeit ein, den mir Kosta Kostis geliehen hatte (im unteren Foto oben und im Detail in der Mitte). Mit ihm zeichnete ich auch sämtliche Direktabnahmen des Saalmischpults der "White Waves 86" auf, so wie sie aus dem Gieger Akustik Mixer auf die Boxen geschaltet wurden. Die Saalakustik der "WW'86" wurde allerdings konventionell mitgeschnitten und später über die Mixer-Aufnahmen gemischt.
Sony hatte Mitte der 1980er Jahre verschiedene DAV Video8 Recorder (DAV = Digital Audio & Video) auf den Markt gebracht, die entweder als Bildaufzeichnungsgeräte verwendet werden konnte oder in der Lage waren im, von Sony "Multi Audio PCM" bezeichneten 6-Spur HiFi-Stereo Tonaufzeichnungsverfahren, auf einer winzigen Video8 Cassette bis zu 24 Stunden in bester HiFi Stereo Qualität aufzuzeichnen.
Mit der Entwicklung des polarisierten Stereo Tons auf parallelen Spuren einer normalen Video8 Cassette, konnte man den aus dem Profibereich stammenden PCM Ton nun auch auf wesentlich preiswerteren Geräten anbieten. Das Verfahren war aber wohl zu gut für den damals expandierenden Markt der Tonaufzeichnungsgeräte, denn Sony ersetzte das 6-Spur-Multi Audio PCM System schnell durch ein 1-spuriges PCM System, wodurch man als Nebeneffekt plötzlich sechs mal so viele Video8 Cassetten für den gleichen Zweck verkaufen konnte. Gar nicht kundenfreundlich änderte Sony zugleich den Standard für das Index-System zum Markieren und Auffinden der maximal 99 auf das Video8 Tape geschriebenen Markierungspunkte, wodurch in der Folge die Kompatibilität zwischen dem alten System der ersten Serie und den Nachfolgegeräten nicht mehr gegeben war.
Zum besseren Verständnis sollte man erwähnen, dass Sony als Erfinder des PCM Verfahrens für Tonstudios (Eberhard Panne hatte eines der ersten digitalen PulseCodeModulationsgeräte und war damit hochzufrieden, wenngleich er immer die Fehler beim digitalen Schnitt bemängelte) mit Recordern wie dem EV-S700 oder dem EV-S650 (den ich mir 1989 anschaffte und der damals knapp 4.000 DM kostete / im Foto unten und rechts im Detail) sich hier Konkurrenz im eigenen Hause gemacht hatte und der Absatz der teuren Profi-PCM-Geräte merklich zurück ging. Denn wie schon erwähnt war das Klangergebnis der Geräte der ersten Serie durchaus marktreif; dies vor allem angesichts des 1986/87 im Homevideorecorderbereichs üblichen Mono-Tons.
Meinen Sony EV-S650 habe ich heute noch, auch die Cassetten meiner damaligen Produktionen sowie der "White Waves '86". Aus eigener Erfahrung kann ich allerdings sagen, dass die beinahe fünfundzwanzg Jahre alten DAV Recorder, wenn sie lange Zeit nicht gewartet wurden oder ungenutzt blieben, wohl heute, aufgrund mechanischer Probleme mit dem Cassettenschubfach oder der Bandzuführung zum Videokopf, kaum noch einwandfrei funtionieren dürften.
Zum Glück gibt es aber verschiedene Firmen, die sich auf die Reparatur oder Wiederherstellung der Funktionen von DAV Recordern spezialisiert haben; für Deutschland sei hier Frank Hirsinger besonders erwähnt.
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