Was Lou Reed mit Elektromusik und Augmented Sounds von Rainer Sauer zu tun hat


Ohne Lou Reeds Band The Velvet Underground hätte es niemals den Bandnamen Velvet Universe gegeben. Über "Walk On The Wild Side" war ich 1973 auf Lou aufmerksam geworden. Schnell besorgte ich mir die Musik der Band und stieß auf einen merkwürdigen Song des Albums "White Light / White Heat". Er hieß "the Gift" und während auf dem einen Kanal Lou Reed die tragische Kurzgeschichte von Waldo Jeffers* erzählte, spielte die Band auf dem anderen Kanal dreckig-rockige unperfekte Musik.

Trotz des sperrigsten Werks erkannte ich das Potential. Man konnte also tatsächlich Musik machen, die nicht vollkommen perfekt war und sie trotzdem auf Platte veröffentlichen. Das war eine neue Freiheit für mich.

Fortan machte auch ich manchmal Elektromusik, die experimentell-instrumental war - zwar nicht ganz so radikal, wie es Reed 1975 auf "Metal Machine Music" aufgezeigt hatte (Zitat vom Cover: "No Synthesizer, No ARP, No Panning, No Phasing"), aber immerhin eine Art Strapaze für jeden darstellt, der den Mut aufbrachte, es sich zu Gemüte zu führen...und anschließend mit mir darüber zu reden, weshalb ich dies und das gemacht hatte.

Später übernahm ich Lou Reeds Art der Beschreibung des verwendeten Equipents auf "Metal Machine Music" und empfehle das Album bis heute allen Leuten, die mich fragen, weshalb man Elektromusik auch ohne Synthesizer machen kann.

Außerdem wären für mich Augmented Sounds, so wie ich sie heute mache, ohne Lou Reed und Brian Eno so nicht vorstellbar.

Hier sind meine Top 5 der Lou Reed Songs:

1. "Walk on the Wild Side" (aus: "Transformer" / 1972)

2. "Perfect Day" (aus: "Transformer" / 1972)

3. "Sweet Jane" (aus: "Loaded" / 1970)

4. "The Gift" (aus: "White Light / White Heat" / 1968)

5. "Waiting for the Man" (aus: "The Velvet Underground & Nico" / 1967)

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* = Die Erzählung handelt von Waldo Jeffers, einem verliebten jungen Mann, der eine Fern-Beziehung mit seiner College- Freundin Marsha Bronson führt. Zwar hatten sich beide ewige Liebe geschworen, doch Waldo ist zunehmend besorgt, dass Marsha ihm vielleicht doch nicht so treu ist, wie sie es ihm versprochen hatte. Und in der Tat lebt diese im fernen Wisconsin ein alles andere als sittsames Leben, wovon Waldo allerdings keine Kenntnis hat.

Also spart er Geld um Marsha in Wisconsin zu besuchen. Da es aber für eine Bus- oder Bahnreise nicht ausreicht, schmiedet Waldo Jeffers einen - wie sich noch zeigen wird - todsicheren Plan. Er versendt sich selbst mit der Post in einem großen, gepolsterten Karton. Waldo ist sogar davon überzeugt, Marsha eine riesengroße Überraschung damit zu bereiten, wenn er am Ende aus dem Karton springen und vor ihr stehten wird.

Als das Paket geliefert wird, lässt Marsha zusammen mit ihrer Freundin Sheila gerade das vergangene Wochenende Revue passieren, an dem sie mit einem Mann namens Bill geschlafen hatte. Als das Paket ins Haus getragen wird, ist Waldo ganz aufgeregt, wie es Marsha gelingen wird, das Paket zu öffnen. Und in der Tat ist dies ein schwieriges Unterfangen.

Marsha holt schließlich dem Keller eine große Blechschere und mit dieser öffnet Sheila das Paket, in dem sie mehrmals durch den Deckel sticht und dabei Waldos Kopf trifft, aus dem sich anschließen das Blut in kleinen Fontänen sprudelnd in die gerade aufgehende Morgensonne ergießt.

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