Heute vor genau 35 Jahren, zu Weihnachten 1977, bekam ich eine Schallplatte geschenkt, die kurz zuvor erschienen war: Brian Enos "Before and after Science", sein fünftes Solo-Album. Wie dem Untertitel der Innenhülle zu entnehmen war, enthielt diese Platte "Fourteen Pictures", zehn davon waren Musikstücke - oder besser gesagt: Klangbilder - von Brian Eno und vier waren Offset-Drucke von Enos Freund Peter Schmidt, der ihn 1968 mit den Klangkompositionen von Steve Reich bekannt gemacht und für diese begeistert hatte. Die Drucke waren "The Road to the Crater", "Look at September, Look at October", "The Other House" und "Four Years" betitelt.
Ich weiß noch wie heute, wie mich diese Platte von Anfang an begeistert hat und schnell waren meine Favoriten unter den Eno-Songs gefunden: "Backwater", "Energy Fools the Magician ", "King's Lead Hat" auf Seite 1 sowie "Julie with...", "By this River", "Through Hollow Lands" und "Spider and I" auf Seite 2. Das sind sieben der zehn Songs und diese Zahl spricht bereits einiges aus, was mir diese Platte damals bedeutete. Wer ein wenig Hintergrundinfos zu "BaaS" benötigt, dem sei dieser Eintrag empfohlen. Und zum "magischen" Jahr 1977 gibt es einen gesonderten Artikel von mir, den es zu lesen lohnt.
Auf das Album aufmerksam wurde ich durch einen ganzseitige Annonce im MELODY MAKER, den ich mir, seit dem ELP im März 1977 ihr "Woks" Album veröffentlicht hatten, regelmäßig bei meinem Schallplatten- und Zeitschriftenladen "Montanus" kaufte. Enos Soloalben kannte ich bis zum Dezember 1977 noch nicht, wohl aber seine Arbeit bei ROXY MUSIC (...mein Favorit bis heute ist "Streetlife") und wusste auch um seine Zusammenarbeit mit David Bowie und T. REX Produzent Tony Visconti.
Durch "BaaS" hörte ich auch wieder etwas von den CLUSTER-Musikern Moebius und Roedelius und stellte auf der Innenhülle der Platte fest, dass Eno auch mit CAN-Drummer Jacki Liebezeit zusammengearbeitet hatte; CAN hatten gerade im Jahr davor ihr "Flow Motion" Album veröffentlicht, das ich schon besaß, und zu Weihnachten 1976 die Single "Silent Night" herausgebracht, die ich Weihnachten davor geschenkt bekam. Liebezeit war zu der Zeit auch der neue Drummer an der Seite von Michael Rother ("Flammende Herzen"), nachdem sein langjähriger Partner Klaus Dinger gerade seine Solo-Projekte (u. a. "la Düsseldorf" vorantireb).
Überhaupt liest sich die Innenhülle von "Before and after Science" wie ein "Who is Who" der damals angesagten Musiker aus UK und Deutschland, inklusive kleiner Überraschungen: hinter dem Namen Shirley Williams verbirgt sich z. B. Robert Wyatt (...so ähnlich wie Mr. A. N. Other auf meiner "Free Creek"-DoLP, der sich für mich später als Eric Clapton entpuppte). Ansonsten kann man sich auf dem Foto oben selbst ein Bild vom Line-Up machen.
Viele Mythen ranken sich bis heute um den Albumtitel, vor allen, da Eno ein großer Anhänger von Anagrammen ist und ein Anagramm des Albumtitels von ihm persönlich auf der Auslaufrille der B-Seite der LP-Erstauflage eingeritzt wurde: "Arcane Benefits of Creed". Auf der A-Seite ist dort "Gone before to that unknown and silent shore" eingeritzt, was durchaus auch ein Anagramm sein könnte, wenn es nicht ein Zitat des britischen Essaisten Charles Lamb wäre aus dessen Gedicht "Hester".
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