40 JAHRE "SIX PIANOS": Der Weg von Steve Reichs Komposition zu "Six iPhones" von Rainer Sauer

"Six Pianos" ist eine Komposition der "Minimal Music" für sechs Klaviere, die 1973 von Steve Reich komponiert wurde. Als Hommage an Reich und das 40-jährige Jubiläum dieses Werrkes hat Rainer Sauer Anfang 2013 die Komposition "Six iPhones" eingespielt.

Das Stück "Six iPhones" beginnt mit drei iPhones, die eine Sequenz von acht Noten in Form eines 8-Beat-Rhythmus spielen. Langsam nimmt die Lautstärke zu und allmählich sind zwei weitere iPhones zu hören, die den gleichen 8-Beat-Noten-Rhythmus in zeitlich leicht verschobenem Ablauf wiederholen. Gegen Ende ist ein sechstes iPhone zu hören, das den Polyrhythmus der fünf iPhones ergänzt.

Die gesamte Komposition wurde von Rainer Sauer auf iPhones programmiert, die alle mit dem Synthesizerprogramm "Sunrizer" ausgestattet sind. Die von Sauer erigestellten Klänge verändern generativ das Phasing (= die Phasenverschiebungen) der einzelnen Oszillatoren und das Öffnen und Schließen der Filter sowie den Klangablauf (= Attack, Decay, Sustain und Release) wobei Rainer Sauer die einzelnen iPhones von der Lautstärke her gegeneinander verschiebt und immer wieder über das Touchpad der iPhones einzelne Parameter der Oszillatoren, Filter und internen Klangeffekte verändert, wobei einige Sounds verblassen, andere stärker werden und so aus den acht immer gleichen Tönen der Sequenz über die Dauer der Stückes eine sich ständig verändernde musikalische Textur entsteht.

"Six iPhones" ist aber nicht nur eine Hommage an Steve Reichs Werk aus dem Jahre 1973 sondern auch, so sagt es Rainer Sauer, ein Beleg dafür, dass iPhones durchaus vollwertige Elektromusikinstrumente - sogar für ernste Musik - sein können. Bei dieser Komposition entstammen alle Klange (auch die Echoeffekte) alleine aus den sechs iPhones, die an "Synthstations" der Fa. AKAI angeschlossen waren; am Studiomischpult nahm Sauer lediglich die einzelnen Lautstärkeveränderungen vor.

Die Komposition "Six iPhones" wurde von Sauer nicht spontan entwickelt sondern basiert in ihren Grundzügen auf der Komposition "Sequenza '78", die er im Jahre 1978 auf einem ARP Synthesizer mit Hilfe eines ARP Sequencers und einem Echogerät realisert hat. Aufgenommen wurde "Six iPhones" in den Studios des "Oskar Sala Instituts für Klangforschung" in Jena.

"Six iPhones" ist Teil seines Albums "MOODS - Language Of The Soul", das im Sommer 2013 erscheinen wird. Nach einer Mitteilung von Rainer Sauer ist es zudem vorgesehen, die Ursprungskomposiion "Sequenza '78" auf einen seiner kommenden Tonträger (= "STARDUST") aufzunehmen, um so die Entwicklung hin zu "Six iPhones" aufzuzeigen.

Ab dem 3. Februar 2013 gibt es das Video zu "Six iPhones" hier und auf Rainer Sauers YouTube Kanal zu sehen.

"Totgesagte leben länger!": DAVID BOWIE veröffentlicht "WHERE ARE WE NOW?" und "THE NEXT DAY"

 
DAVID BOWIE - Das neue Album; "The Next Day" 

"Totgesagte leben länger" sagt man und Menschen wie Keith Richards, Eric Clapton oder David Bowie haben in ihren Leben tatsächlich mehr Glück gehabt als etwa Jimi Henrix, Bon Scott oder Amy Winehouse. Nun gibt es denn auch wieder ein Lebenszeichen von Mr. David Jones, der in der Musikwelt aber besser bekannt ist unter seinem Künstlernachnamen Bowie. 

Sein inzwischen auch berühmter Sohn, der 41-jährige Filmregisseur Duncan Jones ("Moon") durfte es als erster vermelden, als er in die völlig überraschte Musikwelt twitterte "Ein großes Happy Birthday an meinen allerliebsten, sehr talentierten Vater! Zehn Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Es wäre toll, wenn ihr die Nachricht über Dads neues Album verbreiten könntet. Das erste in zehn Jahren und es ist gut!".

Natürlich sind Kinder immer etwas voreingenommen, wenn es um die Arbeiten ihrer Eltern geht, aber Duncan hatte dereinst selbst miterleben müssen, wie sein schwer von Heroin und Kokain abhängiger Vater fast an der Drogensucht krepiert wäre, damals, als David Bowie in Berlin lebte - in den sogenannten "Lichtjahren" der Hauptstadt - und dort nur "The Thin White Duke" hieß. Mitte bis Ende der 1970er Jahre war das. Und das sollte einen schützen vor leichtfertigen Lobhudeleien.

Trotzdem könnte man meinen, dass "...und es ist gut" ein Gefälligkeitsgutachten sei, aber dem scheint zum Glück nicht so zu sein, wie das Anfang Januar 2013 veröffentlichte Video und der Vorab-Song "Where Are We Now?" belegen. Bowie scheint mit seinem neuen Rockalbum genau da wieder anzusetzen, wo er vor 35 Jahren in Berlin aufgehört hat. Und das Video wie der Song selbst strotzen nur so von Rückblenden und sind eine Hommage an die "gute alte Zeit" von Bowies "Berlin"-Trilogie mit den Alben "Low", "Heroes" und "Lodger".

Besagtes neues Album nennt sich "The Next Day" und könnte ein Blick zurück sein, auf die erwähnten Berliner Jahre. Produziert hat (zumindest den vorab augekoppelten Song) Bowies langjähriger Weggefährte Tony Visconti, der einst auch Acts wie T. Rex produzierte ("Hot Love", "Metal Guru", "Get It On"), mit dem Bowie aber auch Meilensteine wie "Space Oddity", "Diamond Dogs" oder eben die Berliner Trilogie aufgenommen hat.

"Had to get the Train from Potzdamer Platz (…) Sitting in the Dschungel on Nurnberger Strasse" singt Bowie im vorab veröffenbtlich Werk und macht so eine Bestandsaufnahme der späten 70er Jahre, da er sich in "Berlin-West" eine Altbauwohnung mit Iggy Pop teilte und mit Visconti, Brian Eno und Robert Fripp (von "King Crimson") "Low", "Heroes" und "Lodger" aufnahm. Thomas Rüttners Buch "Helden. David Bowie und Berlin" beschreibt diese Zeit recht präzise.

Dabei war ja Bowie Karriere im Grunde schon beendet. der "Duke" hatte sich mit TopModel-Gattin Iman und Tochter Alexandra in New York ins Privatleben zurückgezogen, nachdem er 2004 nach einem Auftritt beim "Hurricane"-Festival aufgrund einer verstopften Arterie notoperiert werden musste. 2006 verlieh man David Bowie noch einen Grammy für sein Lebenswerk und dann ward er in der Pop-Welt nicht mehr gesehen.

War es nun, wie bei Michael Schumachers Comeback, die Lust am einstigen Leben, die ihn nicht ruhen ließ? Bowie verrät es nicht, aber es ist bekannt, dass er im letzten Jahr etwa Regisseur Danny Boyle einen Korb in Sachen Olympia-Eröffnung in London gab. Spekulationen über eine mögliche schwere Erkrankungen des "Thin White Duke" machen daraufhin die Runde. Jetzt meldete er sich unerwartet zurück mit "Where Are We Now?" und "The Next Day" und man darf gespannt sein, was das Album uns noch so alles offenbart.

Am 17. März 2013 werde ich es bei ZONO Radio Jena ab 21 Uhr vorstellen. Der Countdown läuft...